Gibb River Road – viel Staub in den Tropen

16 – 22/06/2019
Derby – Home Valley Station (1158 km)

Ein Punkt auf unserer Australien Bucketlist ist die Gibb River Road oder kurz „the Gibb“. Diese 700 km lange Piste führt durch die Kimberley Region von Derby an der Westküste bis nach Kununurra und ist eine ehemalige Viehtransportroute.

Die Kimberley Region ist eins der letzten Wildnisgebiete Australiens. In dem 423 000 qkm großen Gebiet (fast so groß wie Deutschland und Österreich zusammen) im Nordwesten leben nur ca. 39000 Menschen. Man findet hier viel Natur, felsige Schluchten, weitläufiges Buschland, riesige Rinderfarmen und entlegene Aboriginal Siedlungen. Typisch für die Region sind die lustig aussehenden Boab Bäume, die zu den Affenbrotbäumen gehören und sonst noch in Afrika beheimatet sind. Sie haben einen flaschenförmigen, dicken Stamm, in dem sie Wasser speichern und meist kahle Äste.

Die Fahrt entlang der Gibb gilt als eines der letzten Outback Abenteuer. Die Strecke ist nur in der Trockenzeit geöffnet, da in der Regenzeit von November – März viele der Flussdurchfahrten nicht passierbar sind. Aufgrund der dieses Jahr quasi ausgefallenen Regenzeit, so wenig Niederschlag gab das letzte mal 1983, ist es aber jetzt im Juni schon total trocken. Daher sind viele der Wasserfälle nur kleine Rinnsale und es gibt leider auch keine Wasserdurchfahrten.

Pirsoner Boab bei Derby

Auf dem Weg zum Beginn der Gibb in Derby machen wir noch Halt an einem sehr dicken Boab Baum, dem Prisoner Tree, der tatsächlich als Gefängniszelle für Ureinwohner genutzt wurde. Traurige Geschichte. Derby ist ein ziemlich verschlafenen Nest, aber immerhin gibt es das nette Wharf Café. Dort sind dann auch alle Touristen zu finden. Der komplette Parkplatz ist voll mit Miet- und Offroadcamper. Ansonsten wirkt der Ort wie ausgestorben. Zum Glück hat aber ein Bottleshop geöffnet, so dass für die lange staubige Fahrt noch unserer Wein- und Biervorräte aufstocken können. Unsere Troopy bekommt nochmal zwei randvolle Dieseltanks mit denen wir hoffentlich bis Kununnurra kommen. Unterwegs ist der Sprit ziemlich teuer.

Dann starten wir in das Gibb River Road Abenteuer. Für heute Abend steuern wir das Camp am Poulton Pool an, das uns der Australier in Port Hedland empfohlen hat. Ohne seinen Tip, wären wir da niemals hingefahren. Der schmale Weg führt durch eine schöne Savannenlandschaft und endet an einem Felspool mit vielen Fischen drin. Wir schlagen unser Camp am erhöhten Ufer auf. Sicher ist sicher, es soll hier Krokodile geben. In der Dämmerung hüpfen ein paar Kängurus durchs Gebüsch. Wir genießen den warmen Abend und die friedliche Stille hier und versuchen vergeblich, ein Krokodil im Wasser zu entdecken. Auch die Stimmung am nächsten Morgen ist wunderschön. Beim ersten Sonnenlicht beobachten wir einen riesigen Schwarm grüner Wellensittiche, der seine Runden über dem Teich zieht. Auch die Kängurus sind wieder da. Wir frühstücken und machen uns wieder auf den Weg.

Die Gibb wird jetzt zu einer fieser Wellblechpiste. Der Troopy samt Inhalt wird ab und zu heftig durchgeschüttelt. Auf einem Abstecher nach Süden fahren wir entlang des Napier Gebirgszugs zur Windjana Gorge. Die Schlucht ist teil eines 375 Millionen Jahre alten Barrierriffs. Der Lennard River hat sich hier bis zu 100m tief durch die Gebirgskette gegraben. In den Süßwasserpools zwischen den hohen Felswänden ist zwar wenig Wasser, dafür aber um so mehr Krokodile, die faul im grünen Nass oder am Ufer in der Sonne abhängen. Es sind Süßwasserkrokodile, die in Australien kurz Freshies genannt werden. Sie sind viel kleiner als ihre gefährlichen Verwandten die Salzwasserkrokodile, eher scheu und sollen nicht aggressiv sein.

Auch der Tunnel Creek, das älteste Höhlensystem Westaustraliens, gehört zum ehemaligen Riff. Hier hat sich das Wasser eine Weg unter dem Kalkstein der Napier Range durch gesucht. Den 750 m langen Tunnel kann man, ausgestattet mit einer Lampe, durchqueren. Dabei muss man in der stockdunklen Höhle durch mehrere schwarze Wasserlöcher waten. Als wir uns dem ersten nähern, entdecke ich mehrere rote Augenpaare im Wasser. Freshies, die uns beobachten. Wir zögern kurz, ob wir wirklich da durchwaten sollen. Bisschen verrückt ist das ja schon. Als aber ein australisches Paar einfach so durchstapft, gehen wir hinterher. Ganz wohl ist uns dabei allerdings nicht. Im nächsten Wasserloch entdecken wir zwar keine Augen, aber das mulmige Gefühl bleibt. Am Ende des Tunnels eröffnet sich eine grüne Oase. Leider muss man auf dem selben Weg zurück und nochmal an den Krokodilen vorbei. Als wir wieder am Anfang des Tunnels ankommen, entdecken wir im dortigen Teich auch ein Krokodil, das wir beim Reingehen nicht gesehen haben. Es liegt scheinbar reglos im Wasser, kommt aber langsam immer näher. Wir gehen dann man lieber, bevor es Gefallen an uns findet.

Zurück auf der Gibb rumpeln wir noch bis zum Dog Chain Creek. Für heute haben wir genug von der anstrengenden und staubigen Fahrerei und schlagen dort neben dem trockenen Bachbett unser Nachtlager auf. Der Campnachbar warnt uns vor den hier vorkommenden Todesottern. Diese Giftschlange haut nicht ab, wenn man sich nähert und ist daher recht gefährlich. Für den abendlichen Pipistop bleibe ich lieber in der Nähe des Autos. Zum Frühstücken fahren wir noch ein paar Kilometer weiter bis zum Inglis Gap Lookout, einem Aussichtpunkt in den King Leopold Ranges. Wir haben den herrlichen Platz ganz für uns. Erstaunlicherweise fährt noch nicht mal ein anderes Auto vorbei, obwohl tagsüber auf der Gibb ganz schön viel Verkehr ist.

Nächster Stop ist die Bell Gorge. Nach einer kurzen Wanderung und einem steilen Abstieg über die Felsen erreicht man den unteren Pool, in dem man super baden kann. Sogar der Wasserfall fließt noch ein bisschen und das Wasser, das dort runter kommt, ist von den Felsen schön angewärmt.

Wir fahren noch bis zum Imintji Campground am Fuße der King Leopold Ranges, der zu einer Aboriginal Gemeinde gehört. Imintji heißt in der Sprache der Ngarinyin People „ Ein Ort zum Hinsetzen“. Das macht man gerne, man fühlt sich hier willkommen geheißen. Der Platz ist sehr schön angelegt, mit heißen Duschen und Toiletten mit Spülung – was für ein Luxus 🙂 . Im saubere BBQ Bereich mit schönen Holzmöbeln treffen sich abends fast alle, die hier campen. Wir kommen mit einem Rentnerpaar aus Melbourne ins Gespräch. Die beiden Weltenbummler sind schon viel herum gekommen und immer noch oft unterwegs. Sie haben spannende Geschichten zu erzählen und sind einfach cool. Sie fahren zum zweiten Mal die Gibb, das erste Mal war vor 27 Jahren mit ihren Kindern.

Nach einem gemütlichen Frühstück fahren wir zur Galvan’s Gorge. Der Felspool ist zwar nicht groß, mit den vielen Pflanzen drum herum, sieht er aber sehr malerisch aus. Hier treffen wir eine australische Familie, die einen Dingo als Haustier hat. Sehr ungewöhnlich. Es ist ein wirklich schönes Tier, das aber sehr böse gucken und nicht bellen kann (können Dingos wohl nicht). Ralph übt sich im Lianenschwingen und springt ein paar Mal in den Teich.

Nach der kurzen Erfrischung geht’s zurück auf die Wellblechpiste. Es ist ziemlich heiß heute und wir sind froh, dass es direkt am Manning Gorge Campground einen großen Teich zum Baden (krokodilfrei) gibt. Sogar richtig schwimmen kann man hier und wir verbringen einen entspannten Nachmittag. Zurück am Camp treffen wir die Dingofamilie wieder, sie campen direkt neben uns. Früh morgens brechen wir zum oberen Teil der Manning Gorge auf. Der Wanderweg beginnt auf der anderen Seite des Badeteichs. In einem kleinen Boot zieht man sich mithilfe eines Seils rüber. Nach 45 Minuten Fußmarsch erreicht man dann die Schlucht mit ihren hohen Felswänden, die aussehen wir gestapelte Felsplatten. Der Wasserfall tröpfelt zwar nur noch, aber der Pool ist einfach wunderschön. Wir verbringen zwei Stunden mit Baden und Chillen an diesem fantastischen Platz. Auf die Rückwärtssaltos von den hohen Felsen verzichten wir aber lieber.

Dann geht’s zurück auf die staubige Piste, die sowohl uns als auch den Troopy ziemlich fordert. An der ebenfalls trockenen,Gibb River Flussdurchfahrt machen wir kurz einen Fotostop. Hier steht ein kaputter Tourbus und die Teilnehmer sitzen in Ihren Stühlen im Schatten und warten. Eine Frau zeigt uns auf ihrer Kamera Bilder von den Mitchell Falls. Die Bilder sind schön, aber in den sonst so eindrucksvollen Wasserfällen, fließt aufgrund der ausgefallenen Regenzeit auch nur wenig Wasser. Wir sind unschlüssig, ob wir die lange, ruppige Fahrt dorthin wirklich machen sollen. Da die Drysdale River Station mit Burgern lockt, fahren wir kurzentschlossen erstmal bis dahin. Sie liegt schon in Richtung der Mitchell Falls und wir wollen uns morgen entscheiden. Leider geht unser Plan nicht auf, es gibt abends keine Burger. Oh no! Wenigstens gibt’s kaltes Bier.

Von der Drysdale Station könnte man auch einen Rundflug über das Mitchell Plateau, die Mitchell Falls und die Kimberley Küste machen, allerdings mal wieder zu einem völlig abstrusen Preis. Ralph plaudert frühmorgens mit Ben, einem Arzt aus Broome, den wir seit dem Imintji Camp immer wieder treffen. Er bekommt noch einige gute Tips für Kununurra und El Questro. Nach einigem Überlegen, entscheiden uns dagegen noch die 200 km 4WD Piste bis zu den Mitchell Falls zu fahren. Zu viel Gerumpel (und Geld) für wenig Wasser. Bleibt halt auf der Bucketlist.
Nach einer heißen Dusche fahren wir also wieder zurück zur Gibb. An der schönen, grünen Ellenbrae Station machen wir eine Pause. Die berühmten Scones müssen wir ja mal probieren. Der Abschnitt der Gibb, der uns jetzt erwartet ist wohl ziemlich reifenmordend. Zwar hat das heftige Gerumpel ein Ende, weil hier ein Grader gerade alles plattgeschoben hat, aber dabei sind viele scharfkantige Steine an die Oberfläche geholt worden. Gefühlt alle, die aus der Richtung kommen, haben einen Reifenschaden.

Nach einem ziemlich öden Abschnitt windet sich die Strecke über einen schönen Pass bis zu einem einem Lookout auf die Cockburn Ranges. Hier gibt’s seit 5 Tagen das erste Mal Telstra Netz und wir können kurz unsere Nachrichten checken. Es gibt gute Neuigkeiten. Die Steuererklärung ist durch und wir bekommen Geld zurück. Yeah! Hat sich das Telefonat vom Red Bluff Beachcamp also gelohnt. Einen Lookout weiter unten sitzen die Tourgruppen für den Sonnenuntergang wie die Hühner auf der Stange. Das sieht ziemlich witzig aus. Wir machen nur kurz ein Foto und checken dann auf der sehr schönen Home Valley Station ein. Die riesige Farm liegt am Pentecost River und hat zwei Campingplätze. Wir nehmen für heute den direkt an der Station. In der Bar wird abends Livemusik gespielt und wir gönnen uns nach Ewigkeiten mal wieder einen Restaurantbesuch.

Durch den vielen Staub haben wir beide Outbackschnupfen 😀 und fühlen uns nicht so fit. Die Nasennebenhöhlen sind zu, der Kopf tut weh und die Augen jucken. Also legen wir kurzentschlossen einen Tag Pause ein. Statt wieder durch den Staub zu fahren, relaxen wir lieber am schönen Pool der Farm. Nachmittags wechseln wir auf das andere Camp, das direkt am Pentecost River liegt. Der breite Fluss ist gezeitenbeeinflusst und der Wasserstand schwankt um mehrere Meter. Hier stehen überall Krokodilwarnschilder, da es hier die aggressiven Salzwasserkrokodile (Leistenkrokodile) gibt. Deswegen darf man nicht zu nahe am Flussufer campen und schwimmen ist auch keine so gute Idee. Vom Camp hat man aber einen tollen Blick auf den Fluss und die Tafelberge der Cockburn Ranges. Wir finden einen coolen Platz für die Hängematte, sogar mit Sunsetview. Unserer Nachbarn haben auch einen Troopy. Sind aus Sydney, genauer aus Cronulla. Der Vorort hört sich interessant an, müssen wir uns unbedingt fürs den nächsten Besuch in Sydney merken. Wir verquatschen uns mal wieder und bekommen nach vielen Reise- und Buchtips auch noch erklärt, wie man sich unter Troopy Fahrer richtig grüßt. Perfekt!
Im Sonnenuntergang färben sich die gegenüberliegenden Berge leuchtend rot und spiegeln sich im Wasser. Was für ein tolles Naturschauspiel.

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