La Paz – Stadt der Superlative

12-17/10/2018

Die kürzeste Strecke von Copacabana nach La Paz führt über eine Landzunge im Ticitcacasee. Von Brücken halten sie hier allerdings wohl nicht viel und so wird die vierstündige Busfahrt durch eine kurze Fährfahrt unterbrochen.

Unser Bus fährt Floß

Der Bus wird auf eine Art Floß verfrachtet, wir werden mit einem kleinen Bötchen auf die andere Seite gebracht, warten dort auf den Bus und hoffen, dass er (und unser großes Gepäck) auch ankommt. Kein Problem, eine Viertelstunde später können wir wieder einsteigen und es geht weiter Richtung La Paz.

Ladungssicherung 2.0

Als unser Bus in El Alto, der Vorstadt von La Paz, einfährt, fällt als erstes das Verkehrschaos auf. Kreuz und quer stehen unzählige Collectivos, Busse und Autos auf den Straßen. Manche Busse sind meterhoch mit den verschiedensten Sachen beladen. Da stapeln sich Säcke mit Socken, Plastikstühle, Baumaterial und vieles mehr, nur gesichert mit einem Seil. Das sieht doch alles eher interessant aus…

Irgendwann taucht La Paz auf, unter uns in einem riesigen Talkessel. Wow, wir sind beeindruckt! Hier wollte ich schon als Kind immer mal hin. Da ist sie also, die höchstgelegene Großstadt der Welt. Hauptstadt, wie ich immer dachte, stimmt nicht, die Hauptstadt Boliviens ist Sucre und nicht La Paz. Wieder was gelernt 😉 .

Der Busbahnhof sieht wenig einladend aus und wir nehmen uns schnell ein Taxi zum B&B. Das braucht dann allerdings für 4 km 45 min. Was für ein Chaos hier! Da das Zimmer im B&B nicht besonders zum Verweilen einlädt, beschließen wir, uns doch noch ein bisschen hier im Stadtteil Sopocachi umzusehen.

La Overtura

Am Plaza Avaroa ist eine Fest und wir schauen bei einer kleinen Tanzaufführung zu. Die Musik ist mitreißend und wir genießen die tolle Atmosphäre hier. Im Ausgehviertel finden wir dann auch noch eine coole Rockkneipe, La Obertura.  Die Musikauswahl ist super, der Caipi ist lecker und die Leute sind alle sehr nett. Verbringen dort einen lustigen Abend einschließlich einer Überraschungs-Geburtstagsparty.

Am nächsten Morgen verquatschen wir uns im B&B mit einem anderen deutschen Paar auf Weltreise. Unsere Routen sind ähnlich, vielleicht treffen wir uns nochmal in Australien. Das wäre auf jeden Fall sehr lustig.

Danach ziehen wir los. La Paz besitzt das größte Seilbahnnetz der Welt. Mittlerweile 9 Linien verbinden die verschiedenen Stadtteile miteinander. Gute Idee – Nahverkehr 2.0. Wäre vielleicht auch was für Köln, dann müsste man nicht buddeln…. Mit den Seilbahnen kann man für 3 BOB (38 Cent) pro Linie von oben nach unten oder umgekehrt gondeln und hat eine tolle Aussicht auf die Stadt.

Wir nutzen die Seilbahn, die übrigens von der österreichischen Firma Doppelmayr gebaut wurden, um zu unserer nächsten Unterkunft zu kommen. Mit Sven und Brigitte, Freunden meiner Schwester ebenfalls auf Weltreise, haben wir uns ein luxuriöses Appartement, direkt am berühmten Hexenmarkt gemietet. Der Checkin klappt problemlos und wir beziehen eine stylische Wohnung mit toller Aussicht.

Aussicht vom Wohnzimmer

Um La Paz herum kann man tolle MTB Touren machen. Die bekannteste Tour führt über die Death Road, die alten Straße in die Yungas, eine subtropische Bergregion. Wir entscheiden uns aber gegen diese (recht überlaufene) Tour und buchen bei Gravity Bolivia die unbekanntere, aber teurere, Chalcantaya MTB Tour. Danach gondeln wir nochmal durch die Stadt, kehren bei der deutschen Kuchenstube ein und testen den Supermarkt. Hier gibt’s Vollkornbaguette und eine riesige Käseauswahl. Wir sind überrascht. Abends kochen wir uns Gemüseeintopf und warten auf die beiden anderen. Bei einem Bierchen quatschen wir dann bis 3 Uhr nachts, wir haben uns lange nicht gesehen 🙂

Nach dem Ausschlafen und einem kleinen Spätstück ziehen wir 4 zusammen los. Ralph gibt den Reiseführer. Mit der lila Seilbahn geht es nach El Alto. Von hier hat man einen spektakulären Blick auf den Kessel von La Paz.

Aussich von El Alto

Wir gondeln weiter über die Stadt und steigen dann in Sopocachi für eine kleine Stärkung ein einem der vielen Cafes aus – und um vor dem Regen zu flüchten. Als die Sonne wieder raus kommtn geht es dann zu Fuß Richtung Unterkunft. Kaufen noch Lebensmittel ein, abends wollen wir die Chance zum Kochen nutzen. Als wir am Hexenmarkt vorbeikommen, fallen uns zum ersten Mal die dort hängenden getrockneten Lama Babies und Embrios auf – sollen wohl als Opfer für „Patchamama“ genutzt werden können. Lecker ist irgendwie anders…

Nachmittags chillen wir auf gemütlichen dem Sofa – ach, das ist ja auch mal wieder schön und lassen den Tag bei selbstgekochter Pasta und einem bolivianischen Rotwein ausklingen.

Als am Montag der Wecker klingelt, heute geht’s zur MTB Tour, hört man es draußen gewittern. Noch klingt das nicht so verlockend, die Betten sind sehr gemütlich. Aber hilft ja nix, ist gebucht und bezahlt (!). Ein Geländewagen bringt uns zum Chalcantaya auf 5300 m. Hier oben war früher das höchste Skigebiet (mit einem Lift) der Welt. Einige Gebäude und eine Hütte, die spektakulär auf einem Felsen steht, erinnern noch an schneereichere Zeiten. Aber leider ist der Gletscher wegen des Klimawandels seit 2009 Geschichte. Das gibt einem doch mal wieder zu denken….. Heute liegt hier oben allerdings frischer Schnee. Genau das, was man sich für eine MTB Tour so wünscht.

Bei Graupel und später Regen gehts runter bis ins Zonga Tal auf 1700 m, die Downhillstrecke mit dem größten Höhenunterschied. Das erste Stück im Schnee ist sehr rutschig und macht nicht so viel Spaß, aber die Fahrt vom Pass mit einem türkisgrünen Stausee durch die wunderschöne Landschaft, vorbei an grasenden Lamas und bis runter in den Dschungel ist trotz des schlechten Wetters einfach mega cool.

Nach einem Lunch mit sehr leckeren, selbst belegten Brötchen (ja, auch das kann ein kulinarischer Höhepunkt sein) und einem „we did it“ Bier, geht’s mit dem Geländewagen zurück nach La Paz. Auf der Fahrt ist das Wetter ein bisschen besser und der schneebedeckten Huayna Potosi lässt sich doch noch blicken.

Aussicht auf den Huayna Potosi

In La Paz fängt es allerdings wieder an zu schütten und wir werden auf dem Weg zur Unterkunft nochmal so richtig schön nass. Nach einer heißen Dusche stärken wir uns mit Spaghetti und beschließen, hier noch eine Nacht zu bleiben. Irgendwie hat keiner von uns Lust, morgen schon wieder zu packen und Bus zu fahren. Außerdem bin ich etwas erkältet und ziemlich platt. Das Appartement lässt sich per Whatsapp ohne Probleme verlängern – läuft.

Am nächsten Tag wache ich mich Kopfschmerzen und Husten auf. Gut, dass wir heute nicht weiter müssen. Den Vormittag lassen wir es daher langsam angehen. Treffen uns später mit Brigitte und Sven im Cafe del Mundo, einem sehr stylischen Cafe in der Nähe unseres Appartments. Hier gibt’s leckere Smoothies, die hoffentlich gesund machen. Danach müssen Ralph und ich zur Bank, um Geld für die Tour im Kaa Iya Nationalpark einzuzahlen. Sehr spannend… Die Bank ist ein schönes altes Gebäude mit Marmor, Kronleuchtern und alten Schaltern hinter Glas. Leider braucht man allerdings  (mal wieder) den Reisepass für eine Einzahlung. Hätten wir uns ja denken können. Also muss Ralph nochmal schnell zurück zur Unterkunft, den Pass holen und zurück zur Bank. Ich gehe solange Souvenirs shoppen ;-), bei der dünnen Luft schaffe ich den Weg rauf und runter heute nicht nochmal. Nach dem erfolgreichen Bankgeschäft, finden wir sogar noch eine neue Regenhülle für Ralphs Tagesrucksack in einem der Outdoorläden – die alte war ja auf der Isla del Sol geblieben.

Zum Abschluss des erfolgreichen Tages, essen wir alle zusammen abends im Higher Ground, einem netten australischen Restaurant, bevor sich morgen unsere Wege wieder trennen. Für Sven und Brigitte geht’s Richtung Uyuni und wir wollen nach Coroico in die Yungas.

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