Ski Portillo – Snowboarden im ältesten Skiresort Südamerikas

15-17/08/2018

Von Valparaiso geht’s zurück Richtung Anden. Wollen unbedingt einmal in Portillo Snowboarden. Zum einen, weil es das berühmteste und älteste Skigebiet Chiles ist , zum anderen wegen der Va-et-vient Lifte. Diese Lifte stehen dort an den besonders steilen, unpräparierten Hängen und sind eigentlich nur ein Seilzug mit einer Querstange und 4 bis 5 Tellern dran. Rauf geht es schnell und holprig. Wir sind gespannt. Portillo liegt auf 2860 m an der Passstraße nach Argentinien, in der Nähe des Aconcagua, dem höchsten Berg Südamerikas (6962 m). Außer des Hotels mit angeschlossenem Skigebiet, gibt es oben noch eine Kaserne. Sonst nur Felsen und ein wenn man Glück hat tollen lockeren Powder.

Leider kann man in Portillo in der Hochsaison nur wochenweise und zu völlig verrückten Preisen buchen. Eine Woche im Hotel hätte für uns beide ca. 6000 EUR gekostet, in der dazugehörigen Juggendherbergsbaracke immer noch ca. 3000 EUR. Das hätte unser Reisebudget doch ein bisschen sehr strapaziert. Deswegen übernachten wir in Los Andes, 60 km vor Portillo.

Von Valparaiso nach Los Andes sind es 145 km. Es geht rauf und runter mit toller Aussicht auf die Anden. Irgendwann taucht im Hintergrund ein alles überragender Berg auf – der Aconcagua. Wir sind beeindruckt.
Je näher wir an Los Andes kommen, desto wärmer wird es und wir sind kurz davor die Klimaanlage anzuschalten. Als wir um 18 h am Hotel aussteigen hat es noch 28° C. Da kommt so recht kein Snowboardfeeling auf. Da hier heute ein Feiertag ist (Maria Himmelfahrt), haben viele Restaurants geschlossen. Wir finden letztendlich doch noch ein schönes, wo man sogar im Garten sitzen kann.

Im Hotel treffen wir auf zwei weitere Wintersportler. Milon aus der Schweiz und Jean-Claude aus Frankreich sind 5 Wochen hier zum Freeriden. Beide sind aus Les Diablerets – lustig, da waren wir diesen Winter auch. Tauschen uns mit ihnen noch ein bisschen aus übers Boarden und unsere bisherigen Erlebnisse aus, schön auf Französisch – jetzt wird’s kompliziert 😀 . Sie wollen morgen auch nach Portillo und müssen noch die Fahrt organisieren. Leider ist unser Auto zu klein, sonst hätten wir sie mitnehmen können. Sie buchen sich für viel Geld ein Taxi.

An nächsten Morgen geht’s dann nach Portillo. Hatten noch versucht, in Los Andes einen Snowboardverleih zu finden, aber die Stadt hat so gar nix mit Wintersport am Hut, da war nichts zu finden. Also hoffen wir, dass wir in Portillo Boards bekommen, der Verleih dort hat auf unsere Email-Anfrage nicht reagiert.

Die letzten 10 km nach Portillo geht’s in großen Serpentinen den Pass hinauf. Hier sind viele Trucks unterwegs, die von Argentinien über die Grenze kommen. Schnee hat es leider nicht sehr viel. Portillo hat diese Saison nur die Hälfte der normalen durchschnittlichen Schneemenge abbekommen. Leider. Oben angekommen, suchen wir erst einmal, wo man Boards und die Tickets bekommt. Sieht so anders aus hier als in einem Skigebiet in den Alpen. Eigentlich gibt’s nur das Hotel (aus den 60er Jahren), ein paar private Ferienhäuser, die Baracke und die Lifte. Die Lage an der Laguna del Inca, einem teilweise türkisblauen Bergsee, ist allerdings atemberaubend. Die umliegenden hohen Gipfel spiegeln sich im Wasser, einfach wunderschön.

Laguna del Inca

Einmal ums Hotel rum finden wir den Eingang zum Skikeller, in dem sich auch der Verleih befindet. Hier gibt’s zum Glück jede Menge gutes Equipment und kompetentes Personal. Bekommen zwei Burton Boards in sehr gutem Zustand.

Das Hotel Portillo

Leider sind die Pisten noch ziemlich hart. Auf der Sonnenseite geht’s aber schon. Die Va-et-vient schauen wir uns lieber erstmal nur an. Sieht schon krass aus, wie man da den steilen Berg hoch saust. Eine Abfahrt geht ziemlich weit runter und beim Hochliften kann man die Trucks beobachten, die die Passstraße hoch bzw. runter schleichen. Ganz schön viel Verkehr hier.

Paso de lo Cumbre

Leider hat jetzt Mela die Erkältung erwischt und sie wird von Kopf- uns Gliederschmerzen geplagt. Bei der Mittagspause in der Sonne beobachten wir ein bisschen die Hotelgäste. Hauptsächlich amerikanische Familien und ein paar Brasilianer und Chilenen, die sich diesen zumindest kostenmäßigen Luxus hier gönnen. Ziemlich schräges Publikum hier.

Am Nachmittag wagen wir uns dann an die Va-et-Vient Lifte. Testen erst einmal an einem der kürzeren. Gar nicht so einfach mit dem Snowboard, da beide Füße angeschnallt sind. Der Lift zieht sehr schnell und man muss höllisch aufpassen, dass man nicht verkantet. Oben angekommen muss man nacheinander aussteigen, da man an dem steilen Hang direkt ein Stück nach unten rutscht. Alles ganz schön aufregend.

Ralph im Va-et-Vient Lift

Da es Mela immer schlechter geht, machen wir nur noch eine Fahrt mit dem Roca Jack Va-et-Vient Lift, in der Hoffnung von dort den Aconcagua zu sehen, Aber den sieht man nur, wenn man dann noch weiter hochsteigt. Jean-Claude zeigt uns abends noch ein Foto. Dieser Lift ist sehr lang und die Fahrt hoch wird mit dem Snowboard ziemlich anstrengend. Man muss sehr aufpassen, dass der kleine Teller nicht durch die Beine flutscht.

Blick auf Portillo vom Roca Jack Va-et-Vient Lift

Danach beenden wir den Snowboardtag. Mela ist platt und will so schnell wie möglich zurück ins Hotel und ins Bett.
Portillo war auf jeden Fall ein besonderes Erlebnis und wir können noch einen Haken in der Bucketlist machen. Nochmal müssten wir jetzt nicht unbedingt hin. Dann lieber nochmal nach Valle Nevado oder mal nach La Parva.

Auf dem Heimweg stehen wir leider schon nach ein paar Serpentinen. Weiter unten gab einen schweren Verkehrsunfall. Nach gut 1,5 Stunden kommt die Polizei vorbei. Wir bekommen mit, dass die Aufräumarbeiten wohl noch so 3-4 Stunden dauern – soviel zum Thema schnell ins Bett. Fahren nochmal zurück zum Hotel, vielleicht bekommt man da auch als nicht Hotelgast was zu trinken und kann aufs WC. Wir dürfen in die Bar, einem schönen Raum mit Holz und Kamin und vertreiben uns da die Zeit mit Gäste beobachten. Eine bunte Mischung von der gestylten, gebotoxten Amerikanerin, über braungebrannte Freerider, Familien, Skilehrer aus den Rockies, Frauen mit hässlichen Mützen, Daunenjacke und Shorts (?) bis zu den ganz coolen Posern.

Nach 1,5h stellen wir uns zurück in den Stau. Man kann die Unfallstelle sehen, aber außer Blinken tut sich da nicht viel. Irgendwann klappen wir die Sitze ganz nach hinten und schlafen ein. Um 22.20 schreit uns dann ein Polizist mit dem Megaphon an, wir sollen sofort auf der linken Seite nach unten fahren. Ok!

Um halb zwölf sind wir endlich zurück in Hotel. Mela fällt gleich ins Bett, Ralph quatscht noch kurz mit Milon und JC, die – so scheint es – noch auf uns gewartet haben.

Am nächsten Morgen finden wir noch einen dankbaren Abnehmer für unsere Snowboardhosen und Mela’s alte Boots. Damit ist unser Snowboarden in Chile (leider) auch schon beendet und es geht zurück nach Santiago.

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