6-9/11/2018
Pucon begrüßt uns früh morgens mit Sonnenschein und 5° C. Der Vulkan Villarica ragt strahlend weiß in den blauen Himmel. Der 2847 m hohe Berg ist der aktivste Vulkan Chiles und das letzte Mal 2015 ausgebrochen.
Wir sind gerade mit dem (sehr bequemen) Nachtbus aus Santiago angekommen und suchen uns erstmal ein warmes Frühstückscafé. Der Ort sieht ein bisschen aus wie ein Alpendorf und ist so früh morgens noch etwas verschlafen. Da wir erst um 15 Uhr einchecken können, leihen wir uns kurzentschlossen Räder. Wir fahren eine sehr schöne 41 km lange Rundtour zu den Ojos del Caburgua Wasserfällen. Die Landschaft hier sieht ein bisschen aus wie der Schwarzwald, in den jemand den Fujiyama gesetzt hat 😀 . An den Wasserfällen ist nicht viel los. Von der Größe des Parkplatzes her zu schließen, ist das hier im Sommer vermutlich total überlaufen. Auf dem Rückweg reisst leider Ralphs Kette. Zum Glück geht es ab da fast nur noch flach oder bergab. Die letzten 7 km bekomme ich also einen Anschiebeservice und so kommen wir halbwegs elegant zurück nach Pucon.
Unser Hostel ist sehr schön und wir haben ein richtig gemütliches Zimmer unterm Dach. Wir schlafen gut und werden morgens von der Sonne geweckt. Zum „Pflichtprogramm“ in Pucon zählt die Besteigung des Vulkans. Hatten wir zwar nicht geplant, ist aber einfach zu verlockend und das Wetter ist super. Also buchen wir bei uns im Hostel die Tour für den nächsten Tag. Nach einem Salatlunch am Strand bummeln wir noch ein bisschen durch den kleinen hübschen Ort, genießen die Sonne und ruhen uns aus für morgen. Sind gespannt, was uns wir uns da wieder „eingebrockt“ haben. Aber wir wollten ja Neues auspobieren und uns ab und an aus der Komfortzone bewegen…. Voilá!
Der Wecker klingelt um 5:30 h und netterweise gibt’s für uns ein frühes Frühstück. In der Küche treffen wir auch unsere Mitstreiter für heute: Zwei Chileninnen und Anne aus Kanada. Unsere Guides Eduardo und Kike treffen wir um 6:30 h, packen die Sachen in die Rucksäcke und dann geht es mit dem 4×4 zum Skigebiet, dem Einstieg zur Wanderung. Leider ist der etwas in die Jahre gekommene Sessellift, mit dem man 600 Höhenmeter abkürzen kann, kaputt. Geht erst wieder in fünf Tagen, na dann müssen wir wohl laufen. Schnee liegt noch relativ weit runter und so geht es quasi vom Start weg über Schnee nach oben. Der ist Gott sei Dank nicht wirklich tief, so dass man sehr gut gehen kann. Am Ende des Liftes, auf ca. 2000 m, machen wir die erste Pause. Ab hier ist der Schnee überfroren und wir ziehen unsere Steigeisen an – eine Premiere für uns. Der Blick ins Tal ist schon ab hier spektakulär, mal schauen, wie es vom Gipfel aussieht.
Eduardo gibt ein schön gleichmäßiges, nicht zu schnelles Tempo vor und wir kommen gut voran. Obwohl heute im Vergleich zur Hochsaison relativ wenig los ist, laufen wir auf andere Gruppen auf – die uns netterweise überholen lassen. Je höher wir kommen, desto stärker wird auch der Wind, genau Mela’s Ding. Auf halber Höhe sieht man noch die Überreste einer Liftstation. 1971 wurde das alte Skigebiet bei einem Ausbruch zerstört.
Nach 4,5 h Stunden machen wir kurz vor dem Gipfel noch ein kleine Pause hinter einem Grat. Hier stürmt es nicht ganz so stark und wir können unsere Rucksäcke dort ablegen und ohne bis zum Gipfel steigen. Oben angekommen, fegt uns der Wind fast wieder runter, aber die Aussicht ist grandios!! Hier schiebt sich dann auch der Lanin (3747 m), ein weiterer Bilderbuchvulkan, auf der Grenze zu Argentinien ins Bild.
Zum Krater sind es von hier vielleicht noch 50 m. Kaum haben wir 3 Schritte gemacht, trifft uns die Schwefelgaswolke ohne Vorwarnung. Es brennt in Augen und Nase und stinkt gewaltig. Also schnell die Gasmasken auf, besser! Man kann bis zum Kraterrand vor, wobei Eduardo aufpasst, dass wir an eine sichere Stelle stehen. Leider passieren hier jedes Jahr Unfälle. Im Krater kann man in einem Loch rotglühende Lava sehen. Wow! An manchen Tagen ist wohl der ganze Krater voll, aber dann ist es auch noch gefährlicher. Wir genießen noch einige Minuten die Aussicht und machen Fotos, dann flüchten wir vor dem eisigen Wind.
Zurück bei den Rucksäcken, wärmen wir uns noch ein bisschen auf. Dann kommt der spaßigere und nassere Teil unseres Abenteuers.
Steigeisen aus, Überhosen und eine Art Windelschutz an – und dann geht es auf dem Po den Hang runter. Der Eispickel fungiert dabei mehr oder weniger als Bremse. Eduardo fährt mit Ski nebenher und stoppt und weißt uns den richtigen Weg. Unverletzt, aber total nass kommen wir so bis fast zurück zum Auto.
Nach einer schönen heißen Dusche im Hostel treffen wir uns mit Anne, Eduardo und seiner Freundin im Raices. Laut Eduardo gibt’s hier das beste Bier in Pucon. Später kommen noch die beiden anderen Mädels dazu und ein Freund von Eduardo. Wir verbringen einen sehr witzigen, unterhaltsamen Abend, bekommen viele interessante Infos über Chile und lernen ein bisschen chilenisch. ¿Cachái?
Eduardo lädt uns zum Barbecue am nächsten Abend ein, damit wir mal typisch chilenisches Essen kennen lernen. Schade, wir haben schon den Bus nach Argentinien für morgen gebucht. Aber wir sollen ihn kontaktieren, falls wir nochmal nach Pucon kommen. Und das werden wir sicher!