Im roten Zentrum Australiens

Im roten Zentrum Australiens

06 – 12/07/2019

Alice Springs – West Mac Donnald Ranges – Uluru – Alice Springs (1319 km)

Am Morgen ist es eiskalt und wir vermissen mal wieder die Standheizung unserer Bullis. Also parken wir den Troopy erstmal um, so dass die Sonne auf die Seitenfenster scheint. In eine Decke eingewickelt warte ich, bis die Raumtemperatur zweistellig wird. Zurück in Alice besorgen wir den Mereenie Tour Pass, den wir gestern aufgrund des Feiertags nicht kaufen konnten und buchen im Bikeshop sicherheitshalber schon mal die Räder für die Biketour um den roten Felsen herum. Unser Timing für den Besuch des bekanntesten Wahrzeichen Australiens ist nämlich eher suboptimal. Zum einen sind Winterschulferien, zum anderen wollen gefühlt ALLE Australier nochmal auf den Uluru steigen, bevor der am 26. Oktober endgültig für die Besteigung gesperrt wird.

Aus der ziemlich eintönigen Ebene bei Alice ragt ein eindrucksvoller, roter Gebirgszug, die West MacDonnell Ranges. Dieses zerklüftete Gebirge entstand durch die Kollision zweier tektonischer Platten und ist geschätzt 340 Mio. Jahre alt. Auf dem Weg dorthin liegt die ehemalige, von Deutschen 1872 gegründete, Missionsstation Hermannsburg (Ntaria). Hier wurden noch bis in die 1980er (!) Jahre Aboriginal People missioniert. In den alten, weiß getünchten Gebäuden der Mission sind Bilder des berühmten Aboriginal Malers, Albert Namatjira, ausgestellt. Er hat in der Mission das Aquarellmalen gelernt und mit seiner traditionellen Aboriginalmalerei kombiniert. Außer Kunst und Geschichte gibt’s hier Apfelstrudel. Der ist lecker, das Rezept haben wohl die deutschen Missionare mitgebracht.

Wir biegen nach Süden ab in Richtung des Finke Gorge Nationalparks. Auf dem Palm Valley Camp finden wir gerade noch so ein Plätzchen. Ganz schön voll hier. Ralph trifft an der Registrierungsbox die Holländerin wieder, mit der wir in Bremer Bay (im April) bei den Orcas waren. Mal wieder ein witziger Zufall!  Von hier geht’s morgens über eine anspruchsvolle Offroadstrecke ans Ende des Palm Valleys. Der schmale Weg kreuzt immer wieder das Flussbett des Finke River. Mal führt er über ein schmales Felsband durch den Fluss, mal über Stufen auf die andere Seite oder tiefen Sand. Das muss unser Troopy mal richtig arbeiten. Was für ein Spaß!

Am Ende des Wegs angekommen, kann man auf zwei Wanderungen das Palm Valley erkunden. Praktischerweise gibt es hier heute eine kostenlose, sehr interessante Führung mit dem Ranger. Das Palm Valley ist bekannt für die Red Cabbage Palmen (also Rotkohlpalmen, auf deutsch aber Marienpalmen), die hier wachsen. Die Jungpflanzen haben rote Blätter und das Palmherz soll nach Kohl schmecken, daher der Name. Eigentlich sind diese Palmen nur mehrere hundert Kilometer weiter nördlich zu finden. Die Samen wurden aber vermutlich von den Ureinwohner hierher gebracht. Nach der Führung wandern wir noch auf dem Mpulungkinya Walk durch das (für australische Verhältnisse) dicht bewachsene Tal. Leider verliere ich an einer Kletterstelle das Gleichgewicht und lande mit beiden Füßen im Bach.

Über den Mereenie Loop erreichen wir die 24h Restarea am Morris Pass. Von hier hat man einen grandiosen Blick auf die Umgebung und den George Gill Gebirgszug. Abends sitzen wir an unserem Lagerfeuer(chen) und bewundern den wunderschönen Outback Sternenhimmel.

Als wir am nächsten Morgen den Parkplatz im Watarrka Nationalpark erreichen, ist der schon völlig überfüllt und wir müssen am Straßenrand parken. An die vielen Leute hier überall müssen wir uns noch gewöhnen. Auf dem Rundweg (6 km) entlang des King Canyons, der tiefsten und größten Schlucht Australiens, sind es dann zum Glück nicht ganz so viele. Die Wanderung führt mit ein bisschen Kletterei immer an der Kante des bis zu 270 m tiefen Canyons entlang und bietet atemberaubende Ausblicke auf die roten Felswände und das Umland. Auf dem weiteren Weg zum Uluru-Kata Tjuta Nationalpark taucht plötzlich ein großer roten Felsen in der Ferne auf. Dieser ebenfalls beeindruckende Berg, der Mount Conner, wird oft mit dem Uluru verwechselt, obwohl er eine ganz andere Form hat.

In der Dämmerung erreichen wir Yulara, das Ayers Rock Resort. Mitten im einsamen Outback befindet sich plötzlich diese riesige Anlage mit Hotels, Shops, Restaurants, Post, Bank und Campingplatz und viel Verkehr. Zum Glück haben wir uns schon vor eine paar Tagen einen Platz im Overflow Bereich reserviert. Der Campingplatz selbst war da schon längst ausgebucht. Jetzt ist auch der Overflow Bereich voll, so dass Leute weggeschickt werden. Die nächste Campmöglichkeit ist allerdings die 85 km weit entfernte und ebenfalls völlig überfüllte Curtin Springs Station. Die Checkin Schlange ist lang und es dauert eine Stunde bis wir endlich auf der riesigen staubigen Fläche einen Parkplatz suchen können. Mit Grillgeruch in der Luft, unterschiedlicher Musik aus allen Richtungen und den vielen Leuten hier, kommt fast ein bisschen Festivalfeeling auf. Mittlerweile ist es dunkel und kalt, so dass wir lieber drinnen essen. Bevor wir ins warme Bett kriechen, kaufen wir online noch schnell die Tickets für den Uluru-Kata Tjuta Nationalpark (40 $ pro Person), damit wir morgen am Eingang nicht wieder ewig anstehen müssen.

Am nächsten Morgen geht’s dann direkt zum Uluru . Hier kann man am (kostenlosen) Mala Walk mit einem Ranger teilnehmen. Er beschreibt die Bedeutung des Uluru für die Ureinwohner und ihr Leben hier und erklärt die Geologie des Bergs. Witzigerweise ist der eine um 90° gekippte Sandsteinplatte.Die Dreamtime Geschichten sind allerdings immer etwas seltsam und (für uns) ein bisschen wirr. Trotzdem war die Führung sehr interessant und lohnt sich auf jeden Fall!

Der Mala Walk endet direkt am Einstieg der Tour auf den Uluru. Eigentlich kam die Besteigung für uns nicht in Frage, da die traditionellen Besitzer, die Anangu People schon vor Jahrzehnten darum gebeten haben, den für sie spirituell so wichtigen Ort, nicht zu besteigen. Als wir dann aber die Menschenmassen sehen, die sich den Bergrücken raufschieben, kommt uns der Gedanke, dass es da auf zwei mehr oder weniger ja irgendwie auch nicht mehr ankommt. Das Thema, ob oder ob nicht, wird auch in Australien heiß diskutiert. Vor allem jetzt, da die Besteigung ab dem 26. Oktober, 34 Jahre nach der „Rückgabe“ des Uluru und Kata Tjuta an die Anangu People, endgültig verboten wird.

Wir verschieben die Entscheidung auf morgen und fahren zu den Olgas. Diese wie Kugeln aussehende Gebirgsformation wird von den Ureinwohnern Kata Tjuta genannt, was soviel heißt wie “viele Köpfe”. Eine kurze Wanderung führt zu einem Lookout, den wir jetzt aber nicht so beeindruckend finden. Aus der Ferne sehen die Olgas aber sehr cool aus.

Bevor wir uns einen Platz für den Sonnenuntergang suchen, fahren wir noch kurz zurück zum Resort um zu Duschen, so lange es draußen warm ist. Den Sonnenuntergang am Uluru „genießen“ wir mit ungefähr 500 anderen vom dafür vorgesehenen Parkplatz. Trotz des Massenandrangs hier ist das Farbspiel auf dem Felsen sehr eindrucksvoll und wunderschön. Aus wärmetechnischen Gründen entscheiden wir uns, eins der Restaurants des Resorts aufzusuchen und fallen danach, müde von den vielen Erlebnissen des Tages, ins Bett.

Am nächsten Morgen holen wir am Culture Center die von Alice aus gebuchten Bikes ab und radeln damit einmal um den Uluru. Im Schatten des mächtigen Felsen ist es so früh morgens noch ziemlich frostig, auf der Sonnenseite ist es aber schon angenehm warm. Rund um den Felsen gibt es besondere Plätze, die auf Schautafeln erklärt werden. An manchen Stellen ist das Fotografieren nicht erlaubt. Die morgendliche Radelrunde ist ein tolles Erlebnis. Der rote Felsen strahlt irgendwie eine besondere Ruhe aus. Die hervorragende Ausstellung im schön gestalteten Uluru Kata Tjuta Cultural Center hilft dann wenigstens ein bisschen, einen Einblick in die uns so fremde Kultur zu bekommen. Hier werden die Bedeutung der heiligen Stätten sowie die Traditionen und Rechte der Anangu-People beschrieben. Allerdings gehen die Denk- und Lebensweisen der Ureinwohner Australiens und uns so weit auseinander, dass vieles einfach unverständlich bleibt. Trotzdem entscheiden wir uns, wie auch ursprünglich geplant, gegen die Besteigung des Felsen. Einfach aus Respekt.

Mit einem etwas zwiesgespaltenen Gefühl verlassen wir den Uluru. Es war ein tolles Erlebnis, diesen berühmten Ort einmal persönlich gesehen und erlebt zu haben. Aufgrund der Vermarktung des Felsen und des Massentourismus hier, hat alles auf uns aber ein bisschen wie ein Themenpark gewirkt. Außerdem haben wir uns, anders als in anderen Regionen Australiens, von den Ureinwohnern nicht so richtig wirklich willkommen geheißen gefühlt.
Uns hat der Besuch des (doppelt so großen) Mount Augustus in WA (Westaustralien) vor 4 Jahren eindeutig mehr begeistert. Auf den kann man auch ohne Probleme hochklettern und hat ihn dann ganz für sich alleine.
Eindruck
Mit vielen neuen Eindrücken im Kopf machen wir uns auf den Rückweg nach Alice Springs. Dort haben wir uns für zwei Nächte im Jump-Inn Hostel mit Heizung (!) einquartiert. Allerdings habe ich nicht gesehen, dass der Frühstücksbereich des Hostels draußen ist. Also wieder nix mit gemütlichem Frühstück im Warmen. Unser Troopy bekommt einen Service, Ralph einen Haarschnitt und wir verbringen zwei nette Tage in der Stadt. Allerdings weht hier ein ziemlich schneidender Südwind, so dass auch tagsüber in der Sonne eher ungemütlich ist. Dann ruft aber wieder die Natur und wir folgen wieder dem Binns Track. In den East MacDonnall Ranges campen wir in der N’Dhala Gorge. Endlich wieder off the beaten tracks, haben wir das Camp ganz für uns alleine. Trotz des eisigen Winds, genießen wir den Abend am Lagerfeuer, die Ruhe und den Sternenhimmel. Nach dem Tourirummel der letzten Tage, endlich wieder ein bisschen Outback Feeling!

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