Offroadspaß und Roadhouse Kuriositäten auf dem Weg nach Alice Springs

02 – 05/07/2019

Timber Creek – Top Springs – Tennant Creek – Alice Springs (1539 km)

Nach den zwei entspannten Tagen am Lake Argyle machen wir uns auf den weiten Weg in “Red Center”. Nachdem wir jetzt das dritte Mal in Australien sind, aber noch nie im Roten Herzen des Kontinents waren, steht der Besuch dort dieses Mal fest auf dem Plan. Recht schnell erreichen wir die “Grenze” ins Northern Territory. Hier gibt es erstaunlicherweise keinen Quarantäne Checkpoint, nur in Richtung Westaustralien wird kontrolliert, ob man frisches Obst und Gemüse dabei hat.

In Timber Creek, einem kleinen Nest am Highway Richtung Katherine, fragen wir nach dem Zustand des Humbert Tracks. Diese 4WD Strecke führt durch den Gregory Nationalpark Richtung Südosten. Wir könnten darüber ein gutes Stück der langen, öden Highwayfahrt nach Süden abkürzen. Der Humbert Track ist Teil des Binns Tracks, einer 2191 km langen Outbackroute die von hier bis nach Mount Dare in Südaustralien führt. Benannt ist die 4WD Abenteuer Strecke nach Bill Binns, einem Nationalparkranger im Northern Territory. Wir bekommen ein “Go” und stocken in dem überraschend gut sortierten Tankstellen-Supermarkt unsere Obst- und Gemüsevorräte auf. In der Annahme, nix ins Northern Territory mitnehmen zu können, hatten wir alles verbraucht.

Am Geisterfarmhaus

Nach leckeren Pies geht’s in den Gregory Nationalpark zum ehemaligen Bullita Homestead. Dort wird auf Schautafeln die interessante Geschichte der Rinderfarm erzählt.Auf der etwas unheimlichen Veranda des verlassenen Farmhauses stehen Wasser, Gaskocher, Tee und Pulverkaffee zur Selbstbedienung. Wir campen auf dem dazugehörigen Camp direkt am East Baines River. Die Gebühren für den Platz sind mit 3,30 $ pro Person (ca. 2,20 EUR) überraschend günstig. Trotzdem sind wir tatsächlich die einzigen, die das Geld in die vorgesehene Selbstregistrierungsbox stecken. Wir nutzen das letzte Tageslicht für ein bisschen Sport, machen uns dann ein Lagerfeuer und verbringen einen schönen Abend. Allerdings finde ich es hier im Norden Australiens immer etwas gruselig, so nah am Fluss zu campen. An die mögliche Anwesenheit von Salties werde ich mich wohl nie gewöhnen.

Am nächsten Morgen starten wir auf den eigentlichen Humbert Track. Die tolle Route ist ein echtes Offroad Abenteuer (nicht wie der Gibb Wellblech Highway) und macht richtig viel Spaß. Der schmale Weg schlängelt sich durch den Bush, führt durch viele trockene, aber tief eingegrabene Bachläufe und über Felsstufen. Bis auf zwei Autos, die uns morgens entgegen kommen, sehen wir den ganzen Tag niemand. Allerdings haben manche die Strecke wohl unterschätzt. Mehrere Wracks liegen im Bush oder am Wegrand und ein Landcruiser liegt im Bachbett auf der Seite. Außer kaputten Autos sehen wir viele schwarze Kakadus (Rotschwanzrabenkakadu) und sogar einen Dingo. Wir sind total begeistert! Der Humbert Track ist auf jeden Fall einen Abstecher wert,wenn man das richtige Fahrzeug hat. Im Gregory NP gibt es noch andere 4WD Strecken, die teilweise wohl recht herausfordernd sind, vor allem für die Reifen. Leider haben wir dafür jetzt nicht mehr genug Zeit. Aber wer weiß, vielleicht kommen wir ja irgendwann nochmal wieder 😉 .

Nach dem Ende des Humbert Tracks führt der Binns Track weiter nach Westen und verläuft großteils über das Gebiet der Victoria River Downs Station. Sie ist noch heute die größte Rinderfarm im Northern Territory und war einst mit 41.000 Quadratkilometern die größte pastoral bewirtschaftete Farm der Welt. Wir fahren über den Schotterhighway noch bis zum Top Springs Hotel. Das Roadhouse liegt mitten im Outback an der Kreuzung des Buchanan und Buntine Highway und ist eine Nummer für sich. Eine ältere, resolute Dame empfängt Ralph mit “Hey Love” und führt uns erstmal hinter den ziemlich abegenutzten Tresen zu den Toiletten. Wir checken für eine Nacht auf dem dazugehörigen Stellplatz ein und Ralph bekommt gleich eine neue Freundin, die ihn ohne Punkt und Komma volltextet. Irgendwann kann er sich losreißen und wir uns endlich was zu Essen kochen. Praktischerweise gibt es hier auch eine Waschmaschine, die man sogar kostenlos benutzen darf.

Abends gesellen wir uns an die Bar, wo sich eine bunte Mischung an Leuten trifft. Roadtrainfahrer, Stockmen (australische Cowboys), Bauarbeiter, Farmarbeiter, Aborigines und wir als Touristen. Spannend! Was uns mal wieder beeindruckt, ist die Achtsamkeit und Mitmenschlichkeit hier. Das Mädel an der Bar fragt einen älteren Stammgast, John, ob sie ihm einen jungen Mann vorbeischicken kann, der vorne am Tresen steht und ein bisschen verloren wirkt. Er willigt ein und sie kommt mit einem sehr junge Roadtrainfahrer zurück. Die beiden quatschen einfach ein bisschen, bis es dem jungen Mann ganz offensichtlich besser geht. Das nenne ich mal Miteinander!

Über den Buchanan Highway (nicht asphaliert und mit Flussdurchfahrt) fahren wir zum Stuart Highway und dann immer geradeaus Richtung Süden. Nach zwei langen Fahrtagen mit einer Übernachtung in Tennant Creek und mehreren Stops an teilweise ziemlich dubiosen Roadhouses erreichen wir endlich Alice Springs.

Die moderne Outback-Stadt ist für viele der Ausgangspunkt für den Besuch des Uluru (Ayers Rock), obwohl dieser von hier noch ca. 460 km entfernt ist. Auch wir wollen hier im Visitor Center noch Infos holen und außerdem die Genehmigung für den Mereenie Loop kaufen.

Diese Piste von den West MacDonnell Ranges zum Kings Canyon führt durch Aboriginal Land. Seltsamerweise ist das Visitor Center aber zu, obwohl Freitag ist und wir noch in den Öffnungszeiten dort ankommen. Allerdings wirkt die ganze Stadt seltsam ausgestorben. Es stellt sich heraus, heute ist ein Feiertag, der Alice Springs Day. Wir wussten zwar, dass am Wochenende Alice Springs Show (Viehmarkt und Rodeo) ist und alle Campingplätze deswegen ausgebucht sind, aber vom Feiertag wussten wir nix. Wohl oder übel müssen wir also noch eine Nacht hier bleiben. Leichter gesagt als getan, noch nicht mal weit außerhalb bekommen wir einen Platz auf einem Campingplatz. Wir holen uns türkisches Fastfood und überlegen beim Essen im Auto, was wir jetzt machen. Die Sonne ist schon untergegangen und es wird ziemlich schnell sehr kalt. Dank Wikicamp finden wir ein Freecamp an der Honeymoon Gap, das nicht allzuweit (nur 18 km) von Alice entfernt ist. Es ist zwar schon recht voll, aber wir finden noch einen Platz und kuscheln uns, eingepackt in unseren Liner, ins Bett.

 

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