Pilbara – roter Staub und sternenklare Outbacknächte

04-08/06/2019

Tom Price – Hamersley Gorge – Millstream Chichester NP – Port Hedland (1070 km)

Auf dem Weg in die Pilbara, einer dünnbesiedelten, trockenen Gebirgsregion mit riesigen Eisenerzvorkommen, entdecken wir mitten im Nichts am Straßenrand ein Schild. „Cuppa and Cake“. Das klingt verlockend und wir folgen dem Pfeil zur Cheela Plains Station, einer großen Rinderfarm im Outback. Hier werden wir sehr freundlich empfangen und bekommen tatsächlich leckeren selbstgebackenen Kuchen und Kaffee. Als wir gerade gemütlich die Tassen leeren, tauchen plötzlich zwei bekannte Gesichter auf. Es ist das französische Backpacker Pärchen vom Sandy Cape . Was für ein lustiger Zufall! Wir tauschen unsere Reiseerlebnisse aus. Unsere Routenplanung ist ähnlich, mal sehen, ob wir uns nochmal über den Weg laufen. Der Farmer erzählt, sein Gelände ist 188 000 ha groß und es leben 3500 Rinder darauf. Das nenne ich mal Auslauf. Um nach den Tieren zu gucken, fliegt er dann auch ab und an mit dem Heli über die Farm.

Man könnte hier auch übernachten. Das wäre bestimmt cool, aber es ist noch früh und wir wollen noch weiter nach Tom Price, der mit 747 m höchstgelegene Stadt Westaustraliens. Das nette Minenstädtchen ist eine kleine grüne Oase mit sehr vielen Kakadus mitten in der staubigen, roten Pilbara. Im Visitor Center bekommen wir die Genehmigung (man muss dafür ein 20-minütiges Video anschauen) für die Privatstraße der Minengesellschaft, die durchs Outback zurück an die Küste führt. Wir campen etwas außerhalb von Tom Price am Tiger Eye Pool, einem trockenen Flussbett mit vielen Bäumen unterhalb eines roten Bergrückens. Außer uns stehen hier nur noch zwei andere. Abends bewundern wir mal wieder den tollen Sternenhimmel. Ralph hat einen App installiert, die Sternbilder erkennt und wir versuchen, die auch zu finden.

Am nächsten Tag besichtigen wir auf einer interessanten Tour die riesige Tom Price Eisenerzmine. Dort wo früher der Mount Tom Price war, klafft jetzt eine riesiges Loch. Mit bis zu 2,5 km langen Zügen wird das abgebaute Erz dann an die Küste gebracht und dort verschifft. Der Tourguide hat einen sehr schwer zu verstehenden Slang und ich muss mich sehr konzentrieren, den Erklärungen zu folgen. Im einzigen Pub in Tom Price essen wir gut und günstig zu Mittag und holen danach den neuen Reifen ab. Dann füllen wir nochmal die Vorräte auf und fahren zurück zu unserem Camp. Heute sind wir hier ganz alleine. Nachts wird es hier „oben“ doch empfindlich kalt und wir machen uns das erste Mal ein kleiner Feuerchen. Outbackfeeling pur!

Morgens besuchen wir die Hamersley Gorge, eine Schlucht, die zum bekannten Karijini NP gehört, den wir schon schon beim letzten Mal besucht haben. Die geplante Wanderung runter in die Schlucht entpuppt sich als kurzer Spaziergang, ist aber im Morgenlicht sehr schön. Mehrere Felspools mit kleinen Wasserfällen laden zum Baden ein. Ein anderer Besucher springt in den unteren Pool. Seinem Gejodel nach zu urteilen, muss der sehr kalt sein und wir verzichten auf das „Vergnügen“.

Über die Privatstraße der Minengesellschaft geht’s entlang der Gleise nach Norden und in den unbekannten Millstream-Chichester Nationalpark. Eigentlich handelt es sich hier um zwei verschiedene Nationalparks. Durch den Millstream Teil des Parks schlängelt sich der Fortescue River. wodurch es hier Flussauen, Teiche und viele Pflanzen gibt. Er ist von großer Bedeutung für die hier lebenden Yindjibarndi People. Am Deep Reach Pool, einem schönen See mit vielen Blumen, wird die Aborigine Geschichte der Region und der Schlange Warlu erklärt. Am Cliff Lookout hat man einen schönen Blick über die weiten Ebenen und auf das Flusstal, in dem sogar Palmen (Millstream Fächerpalmen) wachsen. Wir campen auf dem netten Miliyanah Campground, der eine super Campküche hat. Also kochen wir dort. Beim Essen kommen wir mit einem Paar aus Victoria ins Plaudern und verbringen einen unterhaltsamen Abend. Die beiden gehen immer nach Dinner Plain zum Langlaufen. Dort waren wir im Sommer auf unserer Tour durchs Highcountry und es hat uns sehr gut gefallen. Wäre bestimmt auch toll, da nochmal im Winter hin zu gehen…

Morgens fahren wir über den engen und kurvenreichen Snappy Gum Drive, einer 4WD Schleife, auf der man sogar einmal den Fluss durchqueren muss. Die Vegetation ist hier sehr üppig und grün mit Seerosen und viele Palmen.

Im Chichester Teil des Nationalparks finden wir eine völlig andere Landschaft vor. Verschiedene Bergketten und einzelne Hügel ragen aus dem trockenen Buschland. Da hier vor einigen Wochen der Zyklon Victoria durchgezogen ist, blühen aber einige Wildblumen und Ralph entdeckt sogar eine Sturt Desert Pea (Wüstenerbse oder Papageienschnabel) am Straßenrand. Vom Mount Herbert hat man eine spektakuläre Sicht auf den Chichester Gebirgszug und die weite Ebene. Über eine malerische, sogar asphaltierte, Panoramastraße erreichen wir den Python Pool, das Highlight des Nationalparks. Der Badeteich am Fuße der roten Klippen ist ein tolles Fotomotiv. Leider ist das grüne und müffelnde Wasser nicht sehr einladend und wir belassen es beim Fotos machen.

Durch die wildwestähnliche Landschaft fahren wir Richtung Küste und erreichen kurz vor Sonnenuntergang das schönen Freecamp am Yule River. Am sandigen Ufer mit Blick auf den Fluss verbringen wir einen entspannten Abend.

Hoffentlich gibt es hier noch keine Krokodile. Als ich ganz kurz mal Datennetz habe, bekomme ich eine Nachricht von meiner Schwester, die eine Frage wegen unseres Bullis hat. Kaum ist das Problem(chen) gelöst, ist das Netz wieder weg…. Verrückt.

Zum Frühstücken fahren wir nach Port Hedland. In einem alten Eisenbahnwagon ist das Silver Star Café untergebracht. Davor unter Bäumen kann man in der Morgensonne gemütlich seinen Flat White genießen. Im Hafen liegen die riesigen Frachter, die hier mit dem Eisenerz der Pilbara beladen werden. Über 100 Millionen Tonnen werden hier jährlich umgeschlagen und vor allem nach China verschifft. Port Hedland ist bekannt als trockenes Städtchen mit sehr viel rotem Staub. Davon ist gerade aber nicht viel zu sehen. Aufgrund des Zyklons ist jetzt alles saftig grün und es blüht überall.

Am Hafen in Port Hedland

Da der Batteriehalterung im Troopy das Gerüttel auf den Dirtroads wohl nicht so gefallen hat, müssen wir noch eine neue besorgen. Wieder mal sind wir beeindruckt von der Freundlichkeit, dem Engagment und der Kompetenz der Verkäufer. Beim Wassertank befüllen kommen plaudern wir mit einem Australier. Er hat ein Buch in dem alle Outback Pubs beschrieben sind. Er fährt jetzt alle an, trinkt Bier und lässt sich seinen Besuch im Buch quitieren. Auch ne coole Nummer. Für “the Gibb” (Gibb River Road) hat er uns noch ein paar Tips und empfiehlt uns ein Freecamp (Poulton Pools) direkt am Anfang der Route, das wir uns bei Wikicamp gleich mal markieren.

Jetzt fahrenn wir zum Übernachten noch bis zum großen Rastplatz am De Grey River. Hier steht das erste Mal ein Krokodil Warnschild. Allerdings kommt man gar nicht mehr bis zum Fluss, da der Bereich wegen der dornige Spitzklette (Noogoora Burr) abgesperrt ist. Diese Klettenart ist giftig und daher gefährlich für Kühe und Schafe. Da sie sich in das Fell hängt verdirbt sie auch die Schafwolle und richtet damit einen großen wirtschaftlichen Schaden an.

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