Buenos Aires – spannende Tage in der Riesenmetropole

6-9/12/2018

Nach einer sehr angenehmen Nachtfahrt ohne Schnarcher kommen wir gegen 11 h am riesigen Retiro Busterminal in Buenos Aires (BA) an. Bevor wir uns ins Taxiabenteuer stürzen, brauchen wir erstmal einen Kaffee. Den bekommen wir von einer sehr unfreundlichen Dame serviert. Wir wurden ja schon gewarnt, die Argentinier in BA seien nicht so nett wie im Rest des Landes.
Direkt am Busterminal stehen mehrere bis zu fünfstöckige, windschiefen Backsteinbaracken, dahinter glänzen schicke Bürotürme. Was für ein Gegensatz! Später lesen wir, dass es sich bei den Baracken um das illegale Elendsviertel Villa 31 handelt, in dem hauptsächlich Einwanderer aus Paraguay, Bolivien und Peru hausen.

Mit dem Taxi fahren wir zu unserer Unterkunft im Stadtviertel San Telmo. Eigentlich stehen wir mehr als wir fahren, was für ein Verkehrschaos hier. Für die 4 km brauchen wir fast eine Stunde. Wir beziehen ein nettes kleines Appartement mitten im Kneipenviertel. Nach einer erfrischenden Dusche machen wir uns zu Fuß auf zum Plaza de Mayo, dem Zentralplatz in BA. Hier wurde die Stadt gegründet. Auch die schöne Katherdrale und der rosa Präsidentenpalast befinden sich hier. Der Platz wird häufig für Proteste genutzt  und auch heute ist alles abgesperrt. Auf dem Pflastern sind weiße Kopftücher abgebildet,  die die Frauen symbolosieren, die bis heute jeden Donnerstag hier demonstrieren. Sie kämpfen um Aufklärung der vielen Fälle von Verschwundenen während der Militärdiktatur.

Durch das neue sehr moderne Hafenviertel Puerto Madero, das auch in Hamburg oder London stehen könnte erreichen wir das Fährterminal. Dort besorgenwir  die Tickets nach Uruguay und gönnen uns in einer der schicken Bars noch einen Aperol in der Abendsonne.

An nächsten Vormittag suchen wir erst mal eine Wäscherei. Mit Hilfe einer Polizistin und einem netten Kioskbesitzer (mit Metalshirt) klappts dann auch. Im Café La Poesia, einer alten, stilvollen Bar machen wir noch einen Stop. Die Bar gehört zu den „bares notables“. Diese historischen und sehr schönen Bars, stehen unter Schutz und müssen in ihrem ursprünglichen Aussehen erhalten bleiben.

Mit Carlos von Biker Street, machen wir eine Stadtführung per Rad. Die schöne Rundtour führt über den Plaza de Mayo, durch Puerto Madero bis nach La Boca, dem alten, etwas heruntergekommenen Hafenviertel und der Heimat der Fußballmannschaft Boca Juniors. Auch an deren blau-gelben Stadion, La Bombonera, kommen wir vorbei und schlendern danach durch das sehr touristische Caminito. Die alten bunten Wellblechhäuser sehen hübsch aus und die Geschichte des Viertels ist spannend, aber der Trubel hier erinnert uns doch sehr an Europapark. Carlos versorgt uns mit vielen Infos über Argentinien, Buenos Aires, Politik, Fußball und die verschiedenen Stadtviertel. Alles ist super interessant und fühlt sich an, als würde man mit einem guten Kumpel durch die Stadt cruisen.

Unterwegs machen wir Pause im hübschen Lezama Park und wir werden in die Kultur des Maté Tee trinkens eingeweiht. Die Becher und Thermoskannen sind uns ja schon öfter begegnet, aber wir haben den Tee noch nicht probiert. Der erste Schluck ist gewöhnungsbedürftig, aber dann schmeckt’s uns.

Matetee trinken für Anfänger 😉

Diese Tradition hat auch eine schöne soziale Bedeutung. Der Tee wird immer geteilt, in dem der Becher rumgereicht wird. Auch mit Fremden. Darüber kommt man ins Gespräch und tauscht sich aus. Nach der Mate Pause geht’s noch durch „unser“ Viertel San Telmo, wo es viele schöne alte Gebäude und einen netten Mercado gibt, in dem sich neue Hipsterstände mit den alten Lebensmittelständen mischen. Wir verabschieden uns von Carlos. Wir hatten einen tollen Nachmittag mit ihm. Falls Ihr mal nach Buenos Aires kommt und eine richtig coole Stadttour machen wollt, wir können Euch die Jungs von Biker Street nur wärmsten empfehlen. Für uns war das die beste Stadtführung, die wir je gemacht haben. Fünf Sterne!

Zum Abschluss des coolen Tags, trinken wir abends noch ein Craftbeer in der Glücksbrauerei. Na wenn das nicht hilft 😉

Am Tag drauf fahren wir mit der U-Bahn ins Palermo Viertel. Hier fühlt man sich wieder wie in einer europäischen Großstadt. Wir mieten uns Räder bei einem total verpeilten Typ und erkunden damit den Parque Tres de Febrero. Dort wird am Wochenende eine Straße für Radler, Inlineskater und Skater gesperrt. Wir machen noch einen Abstecher zum Parque Alemania, in dem ein Brunnen mit Tafeln aller Bundesländern steht und testen an einem Foodtruck, wie von Carlos empfohlen, ein Steaksandwich. Mhmmh, lecker!

Zu Fuß erkunden wir das Viertel noch ein bisschen weiter. Bis zur nächsten Ubahn Haltestelle ist es dann aber weiter als gedacht. Wir steigen am Obelisken aus, einem 1936 erbauten 67 Meter hohen Denkmal.

Hier wird morgen, wenn das Finale der Bocas Juniors gegen River Plate, entschieden ist, ordentlich gefeiert. Das artet allerdings wohl regelmäßig in Gewalt aus, überall stehen schon Absperrgitter. Nach der ganzen Lauferei sind wir ziemlich hungrig und landen wieder im schönen Café La Poesia. Die Kellnerin ist witzig und engagiert und empfiehlt uns sehr überzeugend, doch lieber den etwas teureren Wein zu nehmen. Sie sagt einfach „nein“ bei meiner Bestellung 😀 . Der Wein ist dann aber auch wirklich sehr gut und passt zu den leckeren Tapas. Im Viertel ist heute Partystimmung und es ist ziemlich viel los auf der Straße. Da es für uns morgen früh weiter geht nach uruguay, gehen wir mal ganz vernünftig nachhause.

Bis auf die Dame im Busterminal waren übrigens auch in BA alle Leute super nett und offen zu uns.

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