Roadtrip Tag 11-14: Torres del Paine Nationalpark

25-28/11/2018 – 851 km

Rote Blumenberge (Mata Guanaco) soweit das Auge reicht

Heute geht’s zurück nach Chile, genauer nach Puerto Natales. Wir sind gespannt, wie der Grenzübertritt in diese Richtung funktioniert. Wie wir schon wissen, sind die Chilenen ja sehr streng bei der Lebensmitteleinfuhr. Kurz vor der Grenze in Rio Turbio essen wir also noch Obst und Joghurt auf. Der Beamte an der argentinischen Ausreise ist super nett und redet sogar Deutsch. Die chilenische Kontrolle ist auch harmloser als befürchtet. Das Gepäck wird gescannt, wir erklären kurz, was wir noch an Essen dabei haben und die Grenzbeamtin überfliegt unsere Lebensmittelkiste. Todo bien!

In Puerto Natales angekommen gehen wir zuerst zum Erratic Rock Hostel. Hier findet um 15 Uhr immer eine kurze Infoveranstaltung zum Trekking im Torres del Paine Park statt. Das ist sehr informativ, wobei wir uns ein bisschen fehl am Platz fühlen, da wir weder das W- noch das O-Trekking machen, sondern „nur“ Tagestouren geplant haben. Egal. Wir können ein paar coole und wichtige Infos einsammeln. Julia, eine Deutsche, bringt das sehr witzig und unterhaltsam rüber und erzählt ein paar lustige Anekdoten vom Zeltaufbau und Pinkelpausen im Sturm….

Puerto Natales am Pazifik – Ausgangsort für den Torres del Paine Nationalpark

Eigentlich wollten wir hier einkaufen und dann direkt in den Park starten. Aber nach der Infoveranstaltung ist es schon recht spät und es ist Sonntag, viele Läden sind geschlossen. Also buchen wir kurzerhand noch ein Zimmer und planen unsere Touren im Torres del Paine Nationalpark. Abends gehen wir Pizza essen und sitzen mitten in einer Deutschen Wanderreisegruppe. Weil’s so lustig ist, werden es dann doch zwei Austral Calafate Bier 😀 . Calafate sind Beeren, die hier in Patagonien überall wachsen. Es gibt daraus Marmelade, Süßigkeiten, Tee und eben auch Craft Beer. Sehr lecker (und teuer)!

Am nächsten Tag fahren wir über die Südroute zum Serrano Parkeingang. Dort kaufen wir die Parktickets, die zum Glück für 3 Tage gelten, und fahren weiter zum Lago Grey. Im dortigen Luxushotel gönnen wir uns einen Kaffee mit Aussicht und starten dann zur Wanderung auf den Mirardor Ferrier, von wo aus man einen schönen Blick auf den Grey Gletscher und das südpatagonische Kontinentaleis haben soll.

Einen Kaffee können wir uns in dieser Luxusherberge leisten

Für die Tour muss man sich beim Ranger registrieren. Das mit der guten Aussicht erklärt sich auch gleich. Auf 3 km Weg geht es 600 m nach oben. Da haben wir uns ja eine gemütliche Einstiegswanderung ausgesucht 😉 .Aber man wird tatsächlich mit einer mega Aussicht auf den Gletscher und das dahinterliegende Eisfeld belohnt. Trotz Wolken sehr eindrucksvoll. Man muss aber sehr aufpassen, dass es einen nicht einfach vom Berg bläst! Manchmal hilft da nur stehenbleiben und in den Wind stemmen. Bevor es zu kalt wird, treten wir den steilen Rückweg an. Unten angekommen, tragen wir uns wieder beim Ranger aus und fahren dann zum Lago Pehoe Campingplatz. Dort fragen wir an, ob morgen ein Platz frei ist. Das ist zum Glück kein Problem und wir reservieren schon mal vor. Falls das mit dem Zelt leihen klappt, wollen wir doch eine Nacht im Park campen. Wir machen noch einen Stop am Salto Grande, dem Überfluss vom Lago Nordenskjöld in den Lago Pehoe. Auch hier ist mal wieder Sturm angesagt, diese Mal sogar mit Warnschild. Aber der türkise Wasserfall ist super schön und man hat auch einen guten Ausblick auf die Cuernos del Paine. Diese lustig aussehenden Berge sind unten aus hellem Granit, oben sind sie aber schwarz, da sich dort durch vulkanische Aktivität andere Sedimente eingelagert haben. Das sieht total abgefahren aus.

Über den Lago Sarmiento Eingang und die längere, besser ausgebaute und etwas schnellere Strecke fahren wir zurück nach Puerto Natales. Wir checken in ein lustiges Homestay-Hostel ein und besorgen die Vorräte für die nächsten beiden Tage. Im Hostel können wir auch Zelt, Isomatten und Schlafsäcke ausleihen. Wie praktisch. Also packen wir unseren Kram für die beiden Tage zusammen und gehen früh ins Bett. Morgen warten die Torres del Paine!

Die öffentlichen Busse fahren um 7:30 in Natales los, also machen wir uns schon etwas früher auf den Weg, um nicht ganz so in die Massen zu kommen. Am Laguna Armarga Parkeingang ist aber trotzdem schon viel los. Die Tourbusse fahren wohl früher 😉 . Gut, dass wir schon unsere Tickets haben, so können wir an den Schlangen vorbei, nur kurz die Tickets vorzeigen und weiter geht’s. Das Wetter ist sehr unpatagonisch heute. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel und es weht kein Wind, also wirklich gar kein Wind. Das lässt auf freie Türme hoffen!

Am Trailcenter muss man „einchecken“, wobei das primär für die Mehrtageswanderer von Bedeutung ist, ohne Übernachtungsreservierung, darf man nicht campen. Neben der Straße geht es bis zum sehr teuren Torres Hotel. Wir hatten uns überlegt, dort eine Nacht zu übernachten, aber das Last Minute “Schnäppchen” hat immer noch 297 EUR die Nacht gekostet. Also nein.

Am Hotel beginnt der eigentliche Trail. Ab jetzt geht’s bergauf bis zum Campo Chileno. Hier gibt es einen schönen Rastplatz in der Sonne, wo wir eine Kurze Pausen machen. Die Zeltplätze für die Mehrtageswanderer sind auf Plattformen am Hang verteilt, das sieht ziemlich lustig aus, wie die Zelte so im Wald hängen. Von hier geht’s weiter wellig weiter bergauf, die Torres verbergen sich dabei immer hinter dem Bergrücken. Das letzte Stück muss man dann steil bergauf kraxeln, erst im Wald, dann über Geröllfelder und Felsblöcke. Die Torres tauchen erst ganz zum Schluss so richtig auf. Das macht den „Aha“-Effekt noch größer. Als wir an der Laguna ankommen, ist noch relativ wenig los. Wir setzen uns an ein sonniges Plätzchen und genießen die imposante Aussicht. Was haben wir für ein Glück heute mit dem Wetter!  Das ist wohl der Ausgleich für den wolkenverhangenen Fitz Roy 😉 .

Leider gibt es keinen alternativen Rückweg, und so müssen wir auf selber Strecke hinunter. Und da kommen sie, die Massen! An manchen Stellen muss man Schlange stehen, da man hier nur einzeln durch kommt. Zurück am Auto heißt es erst einmal qualmenden Wanderschuhe aus. Ganz schön warm heute!
Wir fahren zum Campingplatz am Lago Pehoe und suchen uns einen netten Stellplatz mit Aussicht. Die Plätze haben alle kleine Unterstände mit Sitzgruppe für stürmisches oder nasses Wetter. Brauchen wir heute zwar nicht, aber wir bauen das Zelt trotzdem darunter auf. That’s Patagonia, man weiß ja nie.
Nach einer heißen Dusche trinken ein wohlverdientes Radler in der warmen Abendsonne, essen Tortillas und genießen die Aussicht. Bevor die Sonne ganz weg ist, schlüpfen wir ins Zelt, denn es wir dann doch frischer. Und morgen steht ja noch eine weiter lange Wanderung an.

Wir schlafen gut in dem winzigen Zelt bis der Wecker klingelt. Der Tag begrüßt uns wieder mit blauem Himmel. Es ist aber noch ziemlich kalt und so schleppen wir den Holztisch in die Sonne. So geht es einigermaßen und wir können draußen Frühstücken. Nach einem kurzen Besuch eines Schopfkarakaras, der auf unser Auto einhackt, packen wir ein und fahren zum Hafen. Heute wollen wir ins Valle Frances, den mittlere Teil des W-Treks, wandern. Mit dem Boot geht’s über den Lago Pehoe, der heute spiegelglatt ist. Es ist total windstill. Sachen gibt’s!Das Boot zum Ausgangspunkt der Wanderung auf der anderen Seite des Lago Pahoe fährt um 9 h. Als wir ankommen hat sich schon eine lange Schlange gebildet. Wir kommen aber zum Glück noch mit an Board. Es passen doch immer mehr Leute rein, als man denkt. Nach 30 Minuten legt das Boot am Paine Grande Camp an. Das sieht ganz nett aus. Hier hätten wir auch gerne eine Nacht gezeltet, aber das hätte man ewig vorher buchen müssen. Ich ziehe kurz noch eine Lage Klamotten aus, ohne Wind ist es doch ziemlich warm. Dann geht’s rauf und runter am Seeufer entlang durch Buschland und teilweise abgebrannte Wälder. Hier kam es durch unachtsame Trekker schon mehrfach zu verheerenden Waldbränden. Deswegen ist Kochen mit Gaskochern nur an bestimmten Stellen in den Camps erlaubt oder sogar ganz verboten. Über eine Hängebrücke, die nur eine Person betreten darf, erreichen wir das Campo Italiano. Das ist sehr voll und gar nicht mal so schön. Für die ganzen Treker gibt’s eine funktionierende Toilette…. Vom Camp steigt man durchs Flusstal langsam bergauf. Links zeigt sich bald der Frances Gletscher. Ab und zu donnert es und Eis uns Schnee stürzend von den Felsen.

Wir steigen bis zum Mirador Frances auf, von wo man eine schöne Sicht auf den Gletscher auf der einen Seite und die Cuernos Gipfel auf der anderen hat.

Mittlerweile ist es ganz schön heiß und wir sind froh, als nachmittags mal wieder ein bisschen Wind einsetzt. Leider müssen wir auch heute den gleichen Weg zurück, der sich irgendwann dann doch ein bisschen zieht. Kurz vor dem Paine Grande Camp sehen wir einen Katamaran, der Richtung Camp fährt. Wir wundern uns etwas, da eigentlich erst um 18.30 h wieder einer zurück fahren soll. Ab Dezember gibt’s dann auch um 17 Uhr einen. Wir schauen auf die Uhr, es ist 16.45 Uhr. Vielleicht fährt der ja heute auch um 17 Uhr? Wir beschleunigen etwas und erreichen gerade noch das Boot. Aufgrund des guten Wetters waren so viele Leute unterwegs, dass heute noch ein extra Boot fährt. Wie cool, läuft!
Auf dem Rückweg nehmen wir noch ein Stück ein Mädel aus den Niederlanden mit, die zum Torres Camp will und tauschen uns übers Reisen aus. Ganz witzig. Dann geht’s vollends zurück nach Puerto Natales in unser Homestay Hostel.

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Comments (2)

  • Jaqueline 14/04/2019 at 18:51 Reply

    Hallo,
    könnt ihr mir eine Karte empfehlen die Ihr verwendet hab?
    Hab versucht mit Google Maps den Parkeingang zu finden, aber leider ohne erfolg.
    Würde mich sehr über eure Hilfe freuen!
    Ich habe im September vor zu den Torres del Paine zu gehen ?
    Liebe Grüße
    Jaqueline

    • Ralph & Mela 16/04/2019 at 13:49 Reply

      Hey Jacqueline, für die grobe Planung haben wir die App Maps Me verwendet, die auch offline gut funktioniert, auch für die Routenplanung. Eine richtige Wanderkarte haben wir dann in Puerto Natales im erratic rock Hostel gekauft. Die machen immer um 15 Uhr eine kostenlose Torres del Paine Trekking Infoveranstaltung, die wir recht hilfreich fanden. Ansonsten hilft auch die Karte auf der Webseite des Nationalparks weiter https://torresdelpaine.com/wp-content/uploads/2017/08/Mapa2017-2018.pdf. Es gibt 3 Eingänge in den Park, einen im Süden und zwei im Osten näher an den Torres. Ich hoffe, wir konnten Dir damit weiterhelfen! Viele Grüße aus Down Under 😉 Melanie

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