Fünf Tage Dschungelabenteuer am größten Fluss der Welt

19-24/09/2018

Nach einem gemütlichen zweistündigen Flug mit LATAM landen wir in Iquitos, der größten Stadt der Welt (1 Mio. Einwohner), die nur über den Wasserweg oder aus der Luft erreichbar ist. Feuchte Hitze empfängt uns und ein netter Taxifahrer, der uns zum Hostel bringt. Auf dem Weg dorthin fallen die vielen Mototaxis auf. Der Taxifahrer erklärt uns, dass es hier 10000 davon gibt. Sie sind ganz schön laut….
Im Hostel ziehen wir uns kurz um, endlich kommen die Sommersachen mal zum Einsatz. Machen eine kurze Besichtigungstour zum Plaza de Armas und zum Malecon, der Uferpromenade. Hier gibt’s schöne und teure Restaurants, die nicht so ganz zum Flair dieser lauten und rummeligen Tropenstadt passen. Ein Stadtteil Iquitos, Belén, ist quasi eine schwimmende Stadt und der dortige Markt soll einen Besuch wert sein. Als wir dort ankommen, wird der teilweise schon abgebaut. Es stinkt bestialisch und die Geier sind auch da, um die Reste aufzuräumen. Weiter die Straße runter sind die Marktstände dann noch aufgebaut. Es gibt viel Obst, Gemüse und Gewürze, aber auch Affen, Krokodile, Schlangen, Fische, Innereien und jede Menge Hühnchen, die bei 35° Grad ungekühlt angeboten werden. Geruchstechnisch und auch insgesamt überfordert mich das etwas und ich werde immer schneller. Nix wie raus hier! Schon krass, wie anders die Lebensbedingungen hier sind! Da kommen einem unserer Hygienevorschriften, bei denen man z. B. noch nicht mal eine saubere Plastikdose über den Tresen reichen darf, doch recht affig vor…

Bei Tacos und Pisco Sour chillen wir abends im gemütlichen Hostel und versuchen bei Cruz del Sur einen Bus zu buchen, was bei der Wlan Geschwindigkeit gar nicht mal so einfach ist.

Am nächsten Morgen werden wir von von unserem Guide Luis abgeholt. Wir haben einen viertägigen Aufenthalt mit Exkursionen in einer Lodge gebucht, die von der kleinen Gemeinde Libertad geführt wird.
Mit dem Auto geht’s bis nach Nauta, dann mit dem Mototaxi zum Anlegesteg und dann ins Boot. Dort sitzt schon ein anderes deutschen Paar mit ihrem Guide und eine 1,50 m lange Boa….. Der Guide erklärt uns, dass er sie auf der Straße gerettet hat, da sie sonst auf dem Markt in Belén gelandet wäre. Er will sie später im Wald frei lassen.

Auf der Bootsfahrt zur Lodge kommen wir an der Stelle vorbei, an der die Flüsse Rio Ucayali und Rio Maranon zusammen fließen. Ab hier heißt der Fluss dann Amazonas.

Die Libertad Lodge liegt am Rio Ucayali. Da gerade Trockenzeit ist, muss man vom Flussufer über Holzstege zur Lodge laufen. In der Regenzeit kann man mit dem Boot fast direkt davor fahren. Der nette Manager empfängt uns. Er freut sich, das wir aus Köln kommen, da die Kolping Stiftung wohl einiges für diese Gemeide getan hat und ist sehr dankbar, dass wir das Lodge Projekt besuchen. Es werden viele verschiedene Touren angeboten, die man sich je nach Interesse selber zusammenstellen kann. Die Zimmer sind einfache, aber saubere Holzhütten auf Stelzen. Essen gibt es in einem luftigen Gemeinschaftsraum und relaxen kann man in einer der vielen Hängematten mit toller Aussicht auf den Fluss.

Nach dem Lunch machen wir die erste Tour. Hier gibt es rosa Flussdelfine, die wir unbedingt sehen wollen. Einer der Gründe, warum wir hierher geflogen sind. Luis erklärt uns, es gibt auch noch graue Flussdelfine. Das wussten wir noch nicht. Vor der Delfinsuche dürfen wir in einem kleineren Seitenfluss baden. Ich frage lieber nochmal nach, was es so für Tiere gibt in dieser braunen Brühe, aber ich kann nicht widerstehen und gehe eine Runde schwimmen. Ralph bleibt lieber im Boot.
Zurück auf dem Rio Ucayali tauchen dann auch die rosa Delfine auf. Yeah! Wir sind happy. Man kann sie zwar immer nur kurz sehen, aber immerhin. Ein paar graue lassen sich auch noch blicken, sind aber nicht so motiviert. Abends zieht ein starkes Unwetter auf. Also entscheiden wir uns doch für das Bett, das weiter entfernt vom Fenster steht, damit wir nachts nicht geduscht werden.

Am nächsten Morgen möchte Luis mit uns zu einer Lagune fahren, um Affen und Aras zu beobachten. Leider ist das schwieriger als gedacht, da in dem Flussarm aufgrund des niedrigen Wasserstandes viele Bäume quer liegen. Wir kämpfen uns tapfer den Fluss hinauf, bleiben aber immer wieder stecken, bzw das schmale Boot kommt in interessante Schräglagen. Einmal wäre ich fast ins Wasser gefallen. Da hilft dann nur Gewicht nach vorne oder hinten verlagern und im Extremfall aussteigen und auf dem Baustamm im Fluss balancieren, während das Boot dann ohne Last versucht durchzukommen – sehr abenteuerlich!! Ca. 2 km vor der Lagune geht aber nix mehr und wir müssen umkehren. Trotzdem war es eine sehr lustige Exkursion, bei der wir viele Vögel und ein paar kleine nachtaktive Affen beobachten konnten.

Ralph hat leider entweder Essen oder Klimaumstellung nicht vertragen und hat Magenprobleme. Deshalb gehen wir es nachmittags etwas ruhiger an und streifen zu Fuß auf Faultiersuche durch den Dschungel hinter der Lodge. Wir sehen auch zwei und Luis zeigt uns auf dem Weg verschiedene Früchte und Pflanzen und erklärt uns deren Verwendung, und wie man z.B. die essbaren von den giftigen unterscheidet. Auch die Verwendung von Termiten als natürliches Insektenschutzmittel ist für uns neu. Ralph testet auf Aufforderung auch deren Geschmack, der Magen ist ja eh schon hin 😉 Eine Horde Affen bekommen wir dann auch noch zu Gesicht, was Luis etwas beruhigt, da das morgens ja nicht so geklappt hatte. Machen noch einen kleinen Rundgang durchs Dorf. Die recht neue Dorfschule hat jetzt zwei Stockwerke. Unten für die Trockenzeit, oben für die Regenzeit. Dann geht’s per Boot zur Schule und der Dorfplatz ist dann ein Schwimmbecken. Eine kleine Kinderparade kommt uns entgegen. Sie haben das Waldmädchen gewählt, eine kleine, resolute Dame und werben für den Erhalt des Regenwalds.

Am dritten Tag geht die Vormittagsexkursion in den Pacaya-Samiria Nationalpark. Der Park ist seit 35 Jahren geschützt und es stehen viele riesige Brettwurzelbäume hier. Leider sind die Brüllaffen wohl im Urlaub, man kann sie nur in der Ferne brüllen hören. An einem recht zugewachsenen Teich können wir die seltsamen Hoatzin Vögel beobachten. Diese Vögel sind Wiederkäuer, können schlecht fliegen und die Jungtiere haben Krallen an den Flügeln, damit sie die Bäume hochklettern können. Ziemlich abgefahren! Das Gewässer wäre auch ideales Anaconda Terrain, aber es ist (zum Glück?) keine zu sehen. Wir entdecken auch noch einen kleinen, seltenen Baum-Ameisenbär und nicht so seltenen, 3 cm lange Riesenameisen. Auf der Rückfahrt liefern uns die grauen Delfine dann eine erstklassige Show mit vielen Sprüngen. Sehr cool! Luis erklärt uns, dass sie wie die Killerwale in Gruppen zusammen jagen und hier wohl gerade ein Fischschwarm unterwegs ist.

Nachmittags besuchen wir ein Dorf auf der anderen Flussseite, allerdings geht’s Ralph gar nicht gut. Luis pflückt frische Papaya für uns, soll ja auch gut sein bei Magenproblemen. Sehr lecker auch ohne Limette! An einem anderen Anaconda Teich gibt es die Riesenseerose Victoria. Ihre Blätter können einen Durchmesser von mehr als drei Meter erreichen. Unter einem der Blätter findet Luis einen Baby Kaiman. Sehr süß! Fragen uns allerdings, wo wohl die Mutter ist….

Da es Ralph am letzten Tag immer noch nicht wirklich gut geht, machen wir nur einen kleine Bootstour im Black River. Am Ufer liegt ein toter Stechrochen. Wussten gar nicht, dass es auch Süßwasserrochen gibt. Hier sind schon zwei schwarze Geier am Werk, um aufzuräumen. Leider ist sonst nicht so viel Wildlife unterwegs und wir kehren nach einer Stunde um. Auf dem Rückweg entdecke ich bei dem toten Rochen einen anderen, bunteren Geier. Als ich Luis darauf aufmerksam mache, hüpft der vor Freude fast aus dem Boot. Es handelt sich um einen Königsgeier oder Amazon Condor. Luis hat den Vogel bisher auch nur im Fernsehen und Büchern gesehen und kann es nicht fassen, dass wir den hier zu sehen bekommen. Danach können wir noch einige der süßen Wollaffen in den Bäumen beobachten. Eine sehr gelungene Abschlussexkursion.

Bis zum Lunch chillen wir in den Hängematten. Der Manager bedankt sich nochmal bei uns für unseren Besuch, danach geht’s zurück nach Iquitos. Abends fahren wir mit dem Mototaxi zum Malecon. Ralph hat wieder Hunger und wir gönnen uns ein leckeres Dinner im Fitzcarraldo und beobachten das sonntägliches Treiben an der Uferpromenade. Unser Dschungelaufenthalt hat uns sehr gut gefallen und wir hätten es gut noch ein bisschen länger hier ausgehalten…

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Comments (1)

  • Fam.Stoll 30/09/2018 at 09:15 Reply

    Hola Melanie y Ralph !
    Zuallererst Dir Ralph gute Besserung!
    h
    offentlich geht es dir weiterhin besser.
    Eure Excursion erinnert mich sehr an
    Mishualli im Regenwald in Ecuador.
    Das war auch für uns ein tolles Erlebnis.
    Ich freue mich sehr über die prägenden Eindrücke und Euren Mut , Gratulation.
    Nächsten Sonntag machen wir eine Excursion nach Achkarren, einen Ort mit Vulkanhügeln.
    saludos amurosos, un relajante domingo, feliz viajes ademas.
    Adiós el senór.

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