Abenteuertrekking über Choquequirao nach Machu Picchu – 123 km rauf und runter

06-13/09/2018

Schon von Deutschland aus, haben wir diese Trekkingtour bei Sam Travel Peru gebucht und hoffen, dass wir damit die richtige Wahl getroffen haben. Die Tour führt über die noch recht unbekannte Inkastätte Choquequirao (ca. 6000 Besucher pro Jahr), weiter über 4 Pässe bis nach Aquas Calientes, dem Ausgangsort für Machu Picchu (ca. 6000 Besucher pro Tag). Bis auf die Nacht in Aquas Calientes übernachten wir im Zelt. Gecampt wird auf einfachen Camps mitten in der Natur. Außer dem Guide begleitet uns ein Koch und sein Assistent, ein paar Maultiere und der Pferdeführer.

Am Vorabend der Tour findet im Tourbüro ein Briefing mit dem Guide statt. Hier erfahren wir, dass sich kein anderer für diese lange Tour angemeldet hat und wir somit eine Privattour haben. Wir fragen uns, warum…. und hoffen, dass es am hohen Preis liegt und nicht am Schwierigkeitsgrad. Unser Guide Grober erklärt uns die Details, die Route mit den einzelnen Etappen und Camps und was wir einpacken sollen. Wir bekommen zwei kleine Taschen ausgehändigt, in die alle Klamotten für die folgenden 9 Tage reinpassen müssen. Meine Angst vor Tag sechs, der langen Etappe über den 4660 m hohen Yanama Pass, wird etwas gemildert, als er erklärt, dass dort die Möglichkeit besteht, einen Bus zu nehmen.

6/9/2018: Cusco – Capuliyoc – Santa Rosa Baja

Am Tag drauf geht’s früh morgens dann endlich los. Wir werden am Hotel in Cusco abgeholt, in einen Sprinter verfrachtet und fahren 4 Stunden bis zum Startpunkt. Der liegt am Ende einer Dirtroad in Capuliyoc auf 2900 m. Hier wird unsere Gepäck auf Pferde verladen und dann laufen wir los. Der Weg führt auf einem staubigen Pfad 1400 Hm stetig bergab in ein tiefes Flusstal. Rechts ragen hohe weiße Gipfel in den blauen Himmel. Grober erklärt uns, dass dort normalerweise kein Schnee liegt. Da haben wir wohl Glück gehabt! Der Kontrast zwischen der kargen Landschaft und den verschneiten Gipfeln ist einfach atemberaubend. Ralph würde am liebsten 1000 Fotos machen.
Nach einem Lunchstop mit 3 Gänge Menü (wer soll das alles essen?) und der ersten Begegnung mit den fiesen kleinen Stechmücken, vor denen uns Tabea und Benny schon gewarnt hatten, wandern wir weiter runter bis zum Fluss und über eine schwankende Brücke. Danach geht’s nochmal für 1,5 h steile 500 Hm bergauf. Unterwegs bleibt Mela abrupt stehen und schreit. Eine dünne Schlange liegt quer über den Weg, bewegt sich aber nicht. Grober und Ralph versuchen sie zu vertreiben, klappt aber erst nach einigen Versuchen. Im Camp Santa Rosa Baja angekommen, treffen wir auf zwei witzige Engländer, die auch nach Choquequirao wollen und unterhalten uns noch ein bisschen. Nach Tee und Abendessen in der kleinen Dorfschule für 3 Kinder geht’ts um acht Uhr ins Bett.

7/9/2018 Santa Rosa – Choquequirao

An nächsten Morgen werden wir um 5.30 Uhr mit einem freundlichen „Buonas dias“ geweckt und bekommen zwei Tassen Coca-Tee ans Zelt gebracht. Das Frühstück steht Mittag- und Abendessen in Qualität und Quantität in nichts nach – wir werden hier auf jeden Fall nicht verhungern…
Gut dass wir gestern noch etwas vom Fluss aufgestiegen sind, so sind es „nur“ 900 Hm bis zu Camp 2. Die verteilen sich allerdings nur auf 5 km Wegstrecke, was das ganze doch ziemlich anstrengend macht. Nach einer kurzen Pause an einem sehr schönen Camp mit Geranien und einem sehr netten Besitzer, geht es „flach“ weiter bis Choquequirao. Irgendwie gehen aber die Definitionen von flach etwas auseinander. Grober erklärt, das sei „inkaflat“ – also flach im Schnitt, aber es geht immer steil rauf und runter. Dieses flach wird uns die nächsten Tage noch begleiten…..

Camp 2 liegt quasi in der Inkastätte, die nur zu einem kleinen Teil ausgegraben ist. Hier sind noch ein paar andere Gruppen, die aber alle von hier aus den gleichen Weg zurück gehen und nicht wie wir, weiter bis Machu Picchu.
Nach einer sehr kalten Dusche und dem Lunch, besichtigen wir nachmittags noch die unteren Terrassen der Anlage, die steil in den Hang gebaut sind. Hier ist so wenig los, dass wir sogar einen großen Fuchs bei der Futtersuche in der Anlage beobachten können. Mela nutzt den schönen Ort und die Ruhe und macht ein bisschen Yoga.

8/9/2018 Choquequirao – Pinchiunuyoc

Am dritten Tag haben wir vormittags viel Zeit, um die gesamte Anlage zu besichtigen. Choquequirao thront auf einem Bergrücken. Vollständig ausgegraben wäre die Anlage größer als Machu Picchu. Wir hören von Plänen, eine Seilbahn hierher zu bauen, dann wäre es mit der Ruhe vorbei. Mit uns sind vielleicht noch 10 andere Besucher unterwegs. Noch kommt man ja nur zu Fuß hin…
Grober erklärt uns die einzelnen Gebäude und etwas die Lebensweise der Inkas. Da er selber ein Inkanachfahre ist und Quechua spricht, kann er vieles sehr gut erklären und kennt auch die Bedeutung von Namen und Bezeichnungen. Eine Besonderheit hier sind die Lamaterrassen. Diese befinden sich an einem steilen Hang auf der anderen Seite. Lamas aus weißen Steinen sind in die Wände mit eingemauert. An einem bestimmten Tag steht das Lama Sternbild so, dass die Lamas auf der Wand quasi nach oben bis zum Sternbild steigen. Sehr cool!

Nach dem Lunch geht’s dann über den 3270 m hohen Abra (Pass) Choquequirao bis zu Camp 3 bei den Ruinen von Pinchiunuyoc – einer ehemaligen Botenstation. Als wir dort ankommen, sehen wir unsere Pferde gemütlich grasend auf den Inkaterrassen. Dazwischen stehen unsere Zelte. WOW! Was für eine toller Platz zum Übernachten mit einer wunderschönen Aussicht ins Tal und auf die umliegenden Berge. Hier gibt’s keine Hütten und auch kein WC, also muss die „Inkatoilette“ herhalten.

9/9/2018 Pinchiunuyoc – Maizal

Nach einer ruhigen Nacht und dem Cocatee-Weckdienst geht’s an Tag vier erstmal weiter bergab bis zum Rio Silvestre auf 1800 m. Mit jedem Meter runter wird es heißer. Nach einem kurzen Stück durchs tropische Flusstal mit gefühlten Millionen der kleinen fiesen Stechmücken, geht’s im Zig Zag wieder steil bergauf. 1200 Hm in der prallen Sonne. Das ist gar nicht mein Ding. Ich fluche ein bisschen, aber irgendwann ist es geschafft und wir kommen am Camp an. Es ist ein kleiner Bauernhof mit freilaufenden Hühnern, Schweinen, Ferkeln, Kühen, Katzen und Hunden. Der Platz an sich ist schön, die „Sanitäranlagen“ eher gewöhnungsbedürftig. Das WC ist eine recht dreckige Variante eines Stehklos. Die Dusche ist verstopft uns sieht echt eklig aus, aber nach dem anstrengenden Anstieg in der Sonne muss ein bisschen Wasser her, natürlich eiskalt. Also Augen zu, Zähne zusammenbeißen und durch.
Nachmittags können wir uns ein bisschen erholen und trinken viel Wasser. Daher lässt sich kurz vor dem Abendessen ein erneuter Besuch des WCs nicht vermeiden. Da hier überall die Kühe und auch der Bulle frei rumlaufen, traue ich mich nicht alleine dort hin. Die „Tür“ zum Klo ist zugebunden. Mmmh, ok, komisch. Ralph macht den Knoten auf, als plötzlich eine der Kühe hinter uns steht. Er versucht noch, den Knoten wieder zuzumachen, aber zu spät. Die Kuh schubst Ihn weg und entert das Klo. Gemütlich fängt sie an aus dem Spüleimer zu saufen. Erst als sie sich wieder rausbewegt hat, merken wir, dass sie auch den Wasserhahn aufgedreht hat. Crazy! Ob wir uns da im Dunkeln nochmal hin trauen…..

10/9/2018 Maizal – Yanama

Die Nacht war ziemlich unruhig. Das Schwein, das um unser Zelt gelaufen ist, hat nicht weiter gestört, die bellenden Hunde schon. Gefühlt, ging das die ganze Nacht. Ralph hat zudem noch etwas Bauchprobleme. Nicht die besten Voraussetzungen für die Tagesetappe. Heute geht’s zu den Victoria Minen und über den 4150 m hohen Victoria Pass. Die Bäuerin erklärt Grober, dass wohl ein Puma oder Fuchs Jagd auf die Ferkel oder Hühner gemacht hat und die Hunde deswegen so laut waren.

Die erste Stunde laufen wir”inkaflat” durch den Wald. Dann geht’s im Zig Zag steil hoch Richtung Pass. Ralph muss öfter Pause machen, es geht ihm leider nicht gut. Ich bin recht schnell oben, die Höhe macht mir offensichtlich nicht viel aus. Oben angekommen, finden wir doch tatsächlich einen kleinen Kiosk vor und eine Frau, die in Ruhe hier oben auf über 4000 m webt. Leider ist das Wetter heute nicht so gut, die Gipfel sind in Wolken. Der Weg runter nach Yanama ist unglaublich schön. Die Vegetation ist auf der Bergseite wieder ganz anders. Es ist feuchter und auf den Hängen wachsen viele Lupinen und Bromelien. Der Weg führt an Felswänden vorbei und man hat eine sensationelle Aussicht ins Tal und auf einen Gletscher. Yanama, gelegen auf 3600 mü, ist ein süßes, kleines, sehr gepflegtes Dorf mit vielen Blumen und mehreren Zeltplätzen. Wir beziehen ein sehr schönes Camp mit sauberem Stehklo. Gegen Bezahlung gäbe es sogar eine warme Dusche. Es geht bergauf 😉 Ralph ist total platt. Unsere Crew besorgt extra Teekräuter für Ihn. Er schläft den ganzen Nachmittag, damit er hoffentlich fit ist für die härteste Etappe morgen.

11/9/2018 Yanama – Colcapampa

Am nächsten Morgen geht’s ihm tatsächlich besser. Yeah! Der Weg zum Yanama Pass führt durch ein langes Tal nach oben. Es gibt eine Dirtroad, auf der auch der Bus fahren soll, der unser Küchenteam und unsere Sachen transportieren soll. Die Pferde sind hier fertig mit Ihrem Job und kehren um.

Wir laufen auch auf der Dirtroad, nehmen aber immer wieder anstrengende, sehr steile Shortcuts, um die Serpentinen abzukürzen und steigen so langsam aber stetig das Tal hoch. Auf 4000 m können wir Bauern beim Anpflanzen von Kartoffeln beobachten. Irgendwie kurios in der Höhe.
Ab 4300 m merken wir den geringeren Sauerstoffgehalt. Müssen ab und zu stehen bleiben und tief Luft holen. Beim Blick ins Tal entdecken wir unsere Pferde und das Team. Gab wohl keinen „Bus“ heute und sie müssen auch laufen. Die Armen!
Nach einem letzten steilen Shortcut erreichen wir nach etwa 10 km den 4660 m hohen Abra Mariano Llamoja. Der bisher höchste Punkt, den wir selbstständig erreicht haben. Was für ein tolles Gefühl! Leider sind auch heute die Gipfel in den Wolken und nur ab und an blitzt etwas großes Weißes durch. Irgendwie schaut man immer zu weit unten und ist überrascht, wenn plötzlich ein schneebedeckter Gipfel weit oben aus den Wolken guckt. Hier oben ist es allerdings ziemlich kalt und ein eisiger Wind pfeift um die Felsen. Also machen wir nur einen kurzen Stop. Grober bleibt noch etwas länger und opfert Pachamama ein Bier. Das soll für gutes Wetter sorgen und dafür, dass uns nix passiert.
Der Abstieg vom Pass führt durch eine Hochgebirgslandschaft mit vielen Kühen und Pferden. Hier wachsen gelben Blumen, die direkt ohne Stiel aus dem Boden kommen.
Nach insgesamt 28 km erreichen wir am Nachmittag Colcapampa (2700 m). Hier kommt auch der Salcantay Trek an und wir sehen das große Camp weiter oben und die vielen Leute, die den Pfad runterkommen. So langsam müssen wir uns wohl wieder auf mehr Menschen einstellen. Die letzten Tage waren nur wir und ein deutsch-englisches Paar unterwegs. Unser Camp liegt aber im Ort. Wir sind alle sind ziemlich platt, das war eine sehr anstrengende Etappe. Langsam nähern wir uns auch wieder der Zivilisation. Hier gäbe es sogar WiFi 😀 und das WC hat wieder eine Schüssel. Dafür halt keine Tür, sondern einen Vorhang, der vom frischen Bergwind gerne zur Seite geweht wird….
Leider bekomme ich immer stärkere Kopfschmerzen und Schüttelfrost und gehe ohne Abendessen ins Bett. Hoffentlich ist es nur die Erschöpfung.

 

12/9/2018 Colcapampa – Lucma Bamba

An nächsten Morgen werden wir mal wieder von einem übereifrigen Hahn geweckt. Aber wir wollen eh früh los, bevor die Salcantay Horden loslaufen. Mir geht’s es zum Glück besser.
Man könnte von hier die staubige Dirtroad weiterlaufen. Grober schlägt aber vor, den Pfad auf der anderen Flussseite zu nehmen – mal wieder „inkaflat“. So langsam machen sich die vielen km in den Beinen bemerkbar, so richtig gewillt, wieder hoch und runter zu stapfen, sind sie nicht mehr. Heute ist der Himmel übrigens wolkenlos….. gggrrr. Einen Tag zu spät leider. Der Pfad ist aber super schön und führt oberhalb des Flusses am Hang lang. Es gibt viele Orchideen, schöne Wasserfälle und überall werden Granadillas (Passionsfrucht), Kaffee und Kakao angebaut. An einem Zeltplatz kaufen wir zwei Granadillas für 1 Soles. So lecker und erfrischend!

Nach 18 km erreichen wir Lucma Bamba. Aufgrund der müden Beine entscheiden wir uns für die kurze Variante morgen. Daher geht es mit einem Taxi weiter bis nach Santa Teresa. Hier beziehen wir ein kleines, hübsches Camp. Um 15 Uhr fahren wir über eine sehr rumpelige und staubige Straße zu den Colcamayo Hot Springs. Noch ist nicht so viel los und wir müssen die warmen, klaren Pools nicht mit so vielen anderen teilen. Die Anlage ist sehr schön, mit vielen Blumen, sauber und das Wachpersonal achtet darauf, dass jeder vorher duschen geht. Besser ist das nach den langen staubigen Trekkingtouren ohne Dusche….
Eine Stunde später wird’s voll. Ralph und ich steigen, entspannt, sauber und reichlich verschrumpelt, aus dem heißen Pool. Hüpfen schnell in die Klamotten, hier ist wieder Moskitoterritorium. Trinken noch einen Pisco an der Bar, dann geht’s zurück. Beim letzten Dinner fahren die Köche nochmal groß auf inklusive Gurkenpapagei auf dem Reis…. Unglaublich, was die beiden unter den einfachen Bedingungen die letzten Tage für uns gezaubert haben!

13/9/2018  Santa Teresa – Hidroelectrica – Aquas Calientes

Nach dem Frühstück mit Torte (!?!) bringt uns der Campchef mit seinem alten Toyota nach Hidroelectrica. Es rumpelt und klappert überall, aber wir kommen an. Dann geht’s 3 Stunden an den Gleisen und dem Fluss entlang durch den Dschungel. Von unten kann man auch schon ein bisschen was von Machu Picchu sehen. Kurz vor Aquas calientes treffen wir die beiden Engländer wieder. Wie lustig!
Grober bringt uns zum Hotel Wirachocha Inn, das natürlich ganz oben im Ort liegt. Unsere Beine beschweren sich zunehmend. Wir haben ein sehr schönes Zimmer mit Blick über diese verrückte Stadt voller überteuerter Bars, Restaurants und hunderten von Touristen. Nach einer ausgiebigen heißen Dusche (was für ein Luxus!) gehen wir einen „richtigen“ Kaffee trinken. Ach, so ein Cappucchino ist schon lecker. Danach schlendern wir über den Artesania Markt – die Preise hier sind aber einfach absurd.

Abends treffen wir uns noch mit Grober zum Abschluss Dinner. Ralph testet Alpaca, ich halte mich lieber an Pizza. Nach 8 Tagen peruanischem Essen auch mal wieder was.

Wir haben es geschafft! Acht aufregende und anstrengende Tage liegen hinter uns. Insgesamt sind wir 123 km gelaufen und haben ca. 10000 Hm bewältigt. Wir sind total happy und stolz auf uns.  Zum Abschluss gönnen wir uns einen leckeren Pisco Sour :-).

Dann geht’s früh ins Bett – morgen wartet Machu Picchu auf uns (und die anderen 5998 Leute).

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Comments (1)

  • Juan Pedro 19/09/2018 at 08:02 Reply

    Guten Morgen Melanie und Ralph,
    hier ist seit 6.30 Uhr eine wunderbare Morgenstimmung über dem “schwarzen Wald” vom Schreibtisch aus zu sehen.
    Da seid Ihr mir eingefallen, und habe Euren tollen Bericht mit Höhen und Tiefen lesen dürfen, muchas gracias.
    Ich kann auf diese Weise etwas mit erleben und mich mit freuen und spüre auch die Anstrengungen Eurer “premium” Tour.
    Ich glaube das Spanisch verstehen und sprechen hat Euch bestimmt auch geholfen, Gott sei Dank.
    Ich mag Euch, und bin happy und stolz auf Euch, daß Ihr diese grandiose Tour erleben konntet und geschafft habt, muchas felicidades.

    Saludos cordiales, el senor del pais con mucha naturaleza-cultura y vino

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