Geburtstagstrekking im Colca Canyon – von der Arktis bis in die Sahara

24-26/08/2018

Tag 1: Abstieg in den Canyon

Es ist 2.30 h als der Wecker klingelt. Genau unserer Uhrzeit… Aber wir wollen ja in den Canyon, also raus aus dem Bett und rein in die warmen Klamotten.  Mit etwas Verspätung werden wir abgeholt und in einen großen, kalten Bus verfrachtet. Eine dreistündige Fahrt über den 4910 m hohen Patapampa-Pass nach Chivay liegt vor uns. Der Tourguide ist ein recht unsympathischer Typ. Wir hoffen, wir bekommen in Cabanaconde einen anderen. So hatten wir das verstanden als wir bei Gonzales gebucht haben. Noch ist es dunkel und wir schlafen ein bisschen im Bus, es wird allerdings mit jedem Höhenmeter kälter. So etwas wie eine Heizung hat diese Klapperkiste wohl nicht. Die Fenster sind mittlerweile komplett zugeforen und das über unserem Sitz geht nicht zu, so dass – 18° C kalte, frische Bergluft direkt zu uns weht, was das ganze nicht gerade gemütlicher macht. Naja, so kommt zumindest etwas Bergsteigerfeeling auf, schliesslich sind wir hier höher als der Mont Blanc.

Irgendwann kommen wir an der Bezahlstelle an. Der Guide gibt sehr unfreundlich einige Anweisungen. Jeder muss hier 70 Soles Eintritt für den Colca Canyon bezahlen.  Dann geht’s weiter zur Frühstücksabfertigung in Chivay. Immerhin gibt’s Coca Blätter, soll ja gegen die Höhenkrankheit helfen. Noch haben wir aber keine Probleme damit. Danach fahren wir weiter zum Condor Aussichtspunkt. Erst haben wir wenig Hoffnung, dass wir die großen Vögel zu Gesicht bekommen, aber dann lassen sie sich doch noch blicken. Sehr beeindruckend, wie sie so durch den Canyon segeln.

El Condor pasa

Eine weitere unfreundliche Ansage später, steigen die meistens aus dem Bus aus, nur wir beide und eine Gruppe Kanadier aus unserem AirBnB fahren bis Cabanaconde. Gut, den Guide wären wir schon mal los.

In Cabanaconde holt uns ein kleiner, braungebrannter, älterer Mann am Bus ab und begrüßt uns sehr freundlich und mit einem Lachen. Es ist Patricio, unser Guide für die nächsten 3 Tage – wir sind erleichtert. Er ist offensichtlich das Guide-Urgestein und kennt alles und jeden.

Patricio Superguide

Besorgen noch kurz Wasser und ein bisschen Proviant in einem Dorfladen(in dem alles 1 Soles kostet) und treffen auf den Rest der Gruppe, fünf Medizinstudenten aus Italien, Polen und Rumänien. Dann geht’s ab in die Schlucht. Unterwegs erklärt uns Patricio viel über den Canyon, die Pflanzen, die Condore und die Dörfer und füttert uns mit frischen Kaktusfeigen. Er hat einen riesigen Stock dabei, den er beim Wandern benutzt und zur Abwehr von Hunden oder gegebenenfalls Pumas, die es hier geben soll. Die Aussicht ist atemberaubend und schwer in Worte zu fassen – hoffentlich bringen die Fotos etwas davon rüber. Der Abstieg ist lang und es wird immer heißer. Unten im Canyon steht die Hitze und es ist sehr staubig. Man muss aufpassen, dass man vor lauter Antrengung nicht vergisst, auch mal stehenzubleiben und die Landschaft zu geniessen.

Als wir um 15 h an der Llahuar Lodge ankommen sind wir ganz schön fertig und dreckig. Zuerst gibt es sehr leckeren Lunch, danach bekommen wir vom sehr  netten “Mädchen für alles” unsere Hütte zugeteilt.

39° C warme Pools in der Llahuar Lodge

Sie ist einfach, aber sauber mit komplett neuem Bett, das sehr gemütlich ist. Hüpfen in die Badesachen und steigen zu den 39°C heißen Pools am Fluss ab. Die sind schon recht voll, aber wir finden noch ein Plätzchen. Das tut gut, die Beine sind doch etwas platt vom langen bergab laufen. Nach dem Abendessen quatschen wir noch ein bisschen mit den anderen bei einem Pisco Sour. Patricio schlägt vor, morgen bis zum Dorf Belén aufzusteigen, dort den Bus nach Tapay zu nehmen ( hier fährt ein Bus…. ?) und von dort in die Oase abzusteigen. Er meint, dann könnten wir durch mehr Dörfer und noch besser das Leben im Canyon kennenlernen, und die Aussicht auf den Canyon hätten wir vom Bus auch. Wir sind uns alle einige, dass das eine super Idee ist. Abmarsch ist um halb sieben. Da um 21 h der Strom abgestellt wird, machen wir uns kurz vorher, mit Stirnlampe auf den Weg nach unten zu unserer Cabana. Unserer Beine beschweren sich etwas. Müde fallen wir ins Bett, Frühstück ist für 6 h anvisiert.

Tag 2: Mela’s Geburtstag

Am nächsten Morgen werden wir durch Stimmen aus der Nachbar-Cabana wach. Ein Blick auf die Uhr, es ist 5.55 h – Mist, der Wecker ist nicht angegangen. Wir springen hektisch aus dem Bett, in die Klamotten und packen schnell unseren Kram. Kein sonderlich entspannter Start in den Geburtstag. Wir sind allerdings nicht die letzten, die beim Frühstück auftauchen – unsere beiden Italiener sind noch später da 😉 . Abmarsch ist dann so auch entspannt um 7 h – Patricio hat wohl schon so etwas einkalkuliert.

Steigen durch mehrere Dörfer nach Belén auf. Patricio zeigt uns unterwegs Kakteen mit Cochenillenläusen (die andern legen sich ein Kriegsbemalung aus deren Farbe auf), Avocadobäume und andere Pflanzen. Auf der anderen Seite kann man schon den Bus sehen, wie er sich auf einer schmalem Weg am Hang lang hangelt. Verrückt!

In Belén können wir noch in einen Stall mit Meerschweinchen schauen. Sie sind riesig und total süß. Niemals würde ich (Mela) die essen wollen. In den Restaurants werden sie komplett aufgespießt und sehen aus wie platt gefahrene Ratte. Nein, Danke!

Steigen in den Bus und fahren für 5 Soles bis nach Tapay. Die Fahrt geht durch mehrere Dörfer, immer am Rand der Schlucht entlang. Patricio kennt hier wirklich jeden. In Tapay angekommen organisiert er Kaffee (und ein WC) für uns in einer kleinen, schönen Unterkunft. Es gibt richtigen (kein Pulver), sehr starken peruanischen Kaffee, der sogar durch unserer italienische Qualitätskontrolle geht. Die andern packen noch jede Menge Kekse aus. Was für ein toller Geburstagskaffee!

Happy Birthday Bier 😀

So gestärkt wandern wir weiter Richtung Oase. Im Pueblo de Cosnirhua kommen wir an einem Dorffest vorbei. Unsere Italiener sind nicht mehr zu bremsen und wir tanzen ein bisschen mit. Bekommen Chicha angeboten und probieren alle…. mmmmhhh, naja, schmeckt ein bisschen wie Essig. Mela tanzt mit einer kleinen Frau, die sie dann auch noch mit Bier versorgt. Patricio erklärt uns, dass die Veranstaltung “Danza del Amor” heisst und die Frauen dafür eine bestimmte, ganz bunte Tracht mit weiten Röcken tragen.

Gegen 14 Uhr erreichen wir die Oase Sangalle. Leider sind wir in einer anderen Unterkunft als die Medizinergruppe untergebracht. Die Hütten hier sind alt, einfacher und unser „Bad“ hätte mal eine Grundreinigung gebraucht. Wirkt alles etwas heruntergekommen und das Personal ist nicht sehr motiviert. Hier kommen viel mehr Leute hin, die normalerweise auch nur für eine Nacht bleiben. Das merkt man leider etwas.

Der Garten und der Pool sind aber sehr schön. Nach dem Mittagessen testen wir die Wassertemperatur – ui, ganz schön kalt. Ralph springt trotzdem rein, um den Staub los zu werden. Mela bevorzugt eine kurze, aber ebenfalls kalte Dusche. Besuchen die anderen in Ihrer Unterkunft, die ist zwar auch einfach, aber ein bisschen netter. Die Jungs und Patricio kicken noch ein bisschen, bis es dunkel wird. Wir spendieren eine Runde Mojito mit frischer Minze, die anderen organisieren eine Geburtstagskerze und Mela bekommt ein Happy Birthday Ständchen. Wir sitzen noch lange zusammen, quatschen und haben einen sehr lustigen Abend. Zum Glück haben wir so eine super Gruppe erwischt! Kurz nach 21 h geht’s ab ins Bett, morgen klingelt der Wecker (hoffentlich) um 4.30 h für den Aufstieg aus dem Canyon zurück nach Cabanaconde. Was für ein wunderschöner, erlebnissreicher und lustiger Geburtstag!!

Tag 3: Aufstieg

Leider ist das Bett ziemlich unbequem und in der Nacht bellen mehrere Hunde um die Wette. Als der Wecker klingelt, sind wir ziemlich gerädert. Aber hilft ja nix, Abmarsch ist um 5 Uhr. Den anstrengenden Aufstieg bewältig man besser, wenn noch nicht die Sonne in die Wand scheint. Nach 3 Stunden ist es geschafft, die 1100 Höhenmeter sind bewältigt. Belohnt wird man nochmal mit einer tollen Aussicht in den Canyon.

Nach dem Frühstück müssen wir uns leider von den anderen verabschieden. Wollen uns aber morgen Abend in Arequipa nochmal treffen und Bilder austauschen. Auch von Patricio verabschieden wir uns und bedanken uns nochmal für die tolle und interessante Tour. Das hat er super gemacht!

Beim obligatorischen Halt an den Thermalquellen treffen wir die anderen dann schon wieder. Nach den schönen privaten heißen Pools in der Lodge in Llahuar, ist diese Massenveranstaltung hier nicht sehr verlockend. Ralph und Marco machen Ziplining, wir anderen gehen zum Fluss und kühlen die Füße ab. Zum Mittagessen in Chivay werden wir an einem Touristenrestaurants ausgeladen. Da das Essen nicht im Preis inbegriffen ist, suchen wir uns lieber was anderes. Finden am Zentralplatz ein süßes Café „ Aromas Caffee“ mit einer italienischen Kaffeemaschine. Was für ein Luxus!

Auf der Weiterfahrt Richtung Arequipa hat man eine tolle Aussicht auf die Berge und über die wunderschöne Hochebene, auf der Lamas, Alpakas und Vicunjas grasen. Am Mirador de los Andes auf dem Patapampa-Pass machen wir einen kurzen Fotostop, es ist aber sehr kalt und windig hier oben.

Zurück in Arequipa gibt’s erstmal einer warme Dusche . Dann gehen wir noch was kurz was essen, sind ziemlich hungrig. Als wir gerade fertig sind, kommen Steffi und Razvan aus der Medizinergruppe rein – wie lustig! Verbringen noch einen schönen Abend mit den beiden.

Unser Fazit: Wir sind froh, dass wir uns für die untouristischere Colca-Tour über Llahuar entschieden haben. Die war einfach unglaublich schön. Hin- und Rückfahrt kann man sicher besser organisieren, aber das hat das Erlebnis nicht geschmälert. Natürlich steht und fällt so eine Tour auch mit der Gruppe, die man erwischt – und da waren wir mehr als glücklich.

Geschafft!

Falls jemand einen Guide in Cabanaconde sucht: Patricio Mendoza können wir nur wärmstens empfehlen!

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Comments (4)

  • Mariannne Boellinger 01/09/2018 at 02:22 Reply

    Heute konnte ich endlich nach einer Internetstörubg euren Bericht weiter lesen . Es ist alles so spannend. Ich freue mich für euch. Weiterhin wünsche ich euch viele tolle Erlebnisse. Marianne

    • Maiwald Birgitt 02/09/2018 at 06:48 Reply

      Es ist einfach toll, was Ihr macht. Weiterhin gute Reise.
      Liebe Grüße aus Ba-Do

  • Mira 03/09/2018 at 13:36 Reply

    Das hört sich doch nach einem tollen, außergewöhnlichen Geburtstag an! Weiterhin viel Spaß!

    • Ralph & Mela 03/09/2018 at 20:19 Reply

      Danke! Gruß aus Cusco nach Kölle 🙂

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